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die Lageranfahrtsstraße

 

Die Strasse befindet sich zwichen dem Schutzhaftlager und dem SS-Truppenbereich. Sie trennt im Prinzip diese beiden Bereiche, die Straße war aber fast nur den Häftlingen vorbehalten.

 

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Die gelbe Linie kennzeichnet die Lagerstraße, die sich zwischen dem "eigentlichen" KZ und dem SS--Truppengelände befindet. Der Kreis markiert den Eingang der Häftlinge ins Lager. Direkt oberhalb des Kreises befindet sich der Kommandanturbereich des KZs, unterhalb die Gemeinschaftshalle im Truppenbereich.

 

Die Häftlinge kamen häufig auf dem alten Güterbahnhof Oranienburg an, der sich in unmittelbarer Nähe des heutigen Bahnhofs befand. Von dort aus marschierten die Häftlinge ins Lager, also mitten durch die Stadt. Diese marschierenden Häftlinge wurden natürlich von den Passanten gesehen. Zeitzeugen berichten, daß die SS immer wieder die Gewehre in Richtung der Fenster gehalten hat, um neugierige Blicke abzuwehren. Die Häftlinge marschierten dann die Lageranfahrtsstraße entlang, die sich genau zwischen dem Truppenlager und dem Schutzhaftlager befand. Der heutige Weg gehört zur Gedenkstätte und hat damals nicht existiert.

Dieser Weg war nicht nur Eingang, sondern auch Ausgang für die verschiedenen Arbeitskommandos. Besonders gefürchtet war der Weg in östlicher Richtung zum Klinkerwerk. Hier mußten die Häftlinge Steine für die nationalsozialistischen Monumentalbauten herstellen. Später, bedingt durch die Kriegserfordernisse, mußten auch Handgranatenhülsen gegossen werden.

Von Speers Bruder Hermann ist überliefert, daß Albert Speer persönlich bei Himmler gewesen sein soll, um ein Klinkerwerk in Sachsenhausen vorzuschlagen. Dabei soll auch der Satz gefallen sein: "Die Judde haben schon in der ägyptischen Gefangenschaft Ziegel gestrichen!"(10)

Das Klinkerwerk ist deswegen so bekannt, weil es zu den brutalsten Zwangsarbeitsplätzen des Lagers gehörte. Insgesamt arbeiteten dort ungefähr 1000 Häftlinge, von denen täglich zwischen fünf und zehn starben, manchmal sogar 30 oder 40 starben bzw. ermordet wurden.

 

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Bilder von Häftlingen, in diesem Fall tschechische, die dort arbeiten mußten.

Im Klinkerwerk starben die Häftlinge nicht nur an Entkräftung, sondern insbesondere dort an Mißhandlungen. Im Winter 1940 wurden diesem Kommando beispielsweise polnische Studenten zugewiesen. Die SS hat die Neuankömmlinge begrüßt, in dem sie mit kaltem Wasser abgespritzt worden sind, solange bis die Häftlinge erfroren waren.

Bei den Bauarbeiten für ein Hafenbecken stürzte eine Wand ein, so daß Häftlinge darunter verschüttet waren. Man durfte nicht sofort nach den Verschütteten suchen, sondern erst, als es in den Arbeitsprozeß paßte.

Ins Klinkerwerk kamen insbesondere rassisch Verfolgte: Juden, Homosexuelle und Sinti und Roma.

Das Klinkerwerk war ca. vier Kilometer von hier entfernt. Die Häftlinge marschierten morgens hin und abend wieder zurück. Anwohner und Passanten haben natürlich die marschierenden Häftlinge gesehen. Sie sahen auch, wie viele in etwa ermordet werden, denn die Leichen wurden offen auf Tragen hierher zurück gebracht. Die SS hätte die Sterblichkeit leicht verheimlichen können, indem man z. B. für den Transport der Leichen LKWs benutzt hätte. Man hat darauf verzichtet, wahrscheinlich, um die Anwohner einzuschüchtern.

Später sollte der Arbeitseinsatz verstärkt werden, was zur Folge hatte, daß man an der Fabrik im Frühjahr 1941 Baracken errichtete: Ein sg. Außenlager wurde aufgebaut. Außenlager waren Lager an Zwangsarbeitsplätzen, die unter der Verwaltung des Stammlagers Sachsenhausen standen. Zu Sachsenhausen gehörten ca. 100 weitere dieser Außenlager, allein in Berlin mindestens 20.

 

(10) Vgl. Sereny, Gitta: Das Ringen mit der Wahrheit. Albert Speer und das deutsche Trauma, München 1995, S. 195.