Wir gehen die Straße zurück, geradeaus über die Einmündung Seydlitzstraße, aus der wir gekommen sind, hinaus. Auf der linken Seite befindet sich nach der Kurve ein Eingang zum Geschichtspark Moabit:
Wir werden aber den Geschichtspark am Haupteingang gegenüber dem Hauptbahnhof betreten. Auf diesem Gelände befand sich ein weiteres Gefängnis. König Friedrich III. bewilligte am 26. März 1842 den Bau eines preußischen Mustergefängnisses. Als Vorbild diente das Gefängnis Pentonville bei London. Kriminalität wurde damals als Krankheit aufgefasst, die Häftlinge sollten durch totale Isolation "geheilt" und Ansteckungen vermieden werden. Die Häftlinge mussten scheuklappenähnliche Mützen tragen, die nur ein sehr eingeschränktes Blickfeld erlaubten. In der Kirche standen sie in sargähnlichen Holzkisten, die nur den Blick nach vorn erlaubten. Der Hofgang erfolgte in einem 10qm kleinen dreiecksförmigen mit hohen Mauern umgebenen Raum. 20 dieser Teilstücke bildeten dann einen Kreis, den "Spazierhof". Fünf Zellentrakte waren sternförmig angelegt, der Einblicke in alle Trakte ermöglichte.
Auf dem Lageplan aus dem Jahr 1896 sind die einzelnen Bauten gut zu erkennen:
Blau eingezeichnet der zentrale Bau in der Mitte, von dem man alle Zellentrakte im Blick hatte. Grün unten ist eingezeichnet ist der Nebeneingang zum heutigem Geschichtspark, rechts grün der Haupteingang gegenüber dem Hauptbahnhof. Rot ist einer der drei Spazierkäfige gekennzeichnet. Aus ihrer Form leitet sich die Redensart "im Dreieck springen" ab. Auf dem Gelände befindet sich ein solcher Spazierkäfig symbolisch angedeutet:
Man betritt den Geschichtspark am besten von der Invalidenstraße aus, denn hier befand sich damals der Haupteingang. Bei der Gestaltung wurde versucht, die Isolation den Besucher näher zu bringen. Der Haupteingang ist als "Schleuse" gestaltet, der den Blick einwärts direkt auf das Panoptikum lenkt.
hier der Eingangsbereich von außen, der Blick ins Innere ist versperrt
auch von Innen kann man nicht nach Außen blicken
Hier der Blick auf den symbolisierten Zentralbau, die Weg- und Sichtachse entspricht dem Verlauf des Zellentraktes.
Auf dem Gelände befindet sich eine symbolisierte Gefängniszelle, in die man hinein gehen kann. Das dreieinhalbminütige Video vermittelt einen kleinen Eindruck: