Ein sehr aufschlussreiches Beispiel für Antisemitismus, der sehr offen zur Schau gestellt wird, zeigt eine Mitarbeiterin der Partei "Volt". Sie macht Werbung für eine Kundgebung, auf der die Namen der im Gazastreifen umgekommenen Kinder verlesen werden. Die Veranstaltung trägt den Namen "Many eyes see more" und wird veranstaltet von "Dont look away.org". Zwar spricht man von Opfern auf beiden Seiten des Konflikts, die Präsentation auf Instagram ist allerdings sehr einseitig.
Mit dabei ist Maral Koohestanian, die für Volt im Stadtrat Wiesbaden zuständig ist u. a. für Stadtplanung und/oder ähnliches ("Smart City") und Spitzenkandidatin war für die Bundestagswahl 2025.
Hier erst einmal der Aufruf:

Screenshot von Instagram, letzter Aufruf am 2. 12. 2025
Was triggert eine Stadträtin, die thematisch nichts mit der Thematik zu tun, erst recht nicht in dieser Position, sich des Themas anzunehmen? Ich hatte mit meinem Verdacht, dass man sich hier eher nicht um den Hamas-Terror kümmern möchte, durchaus Recht. Ein anderer Kommentator fragte:

Dies ist eine der Kernfragen. Diese Frage wurde sogar beantwortet, und damit hatte man sich selbst entlavt:

Es gibt Opfer erster und zweiter Klasse. Opfer erster Klasse sind Kinder eines Landes, zu dem Deutschland diplomatische Beziehungen unterhält und/oder Waffen liefert. Ein wenig erinnert mich dies an Friedensaktivisten generell, die immer dann viele Menschen auf die Straßen mobilisieren, wenn die USA oder die Nato (="der" Westen") seine Hände im Spiel hat. Andere Konfliktherde spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Was hat das mit Antisemitismus zu tun? Ich lasse Henryk M. Broder aus dem Jahr 1986 antworten, sein Beispiel kann man hier 1:1 übertragen, man muss nur den Namen "Heinrich" ersetzen durch "Maral Koohestanian" bzw. "dontlookaway.eu" ebenso wie die genannten Konfliktherde:
"Frau Heinrich, die hier pars pro toto steht, ist nicht deshalb eine Antisemitin, weil sie Israel kritisiert, weil sie den Krieg im Libanon verurteilt. Sie ist deswegen eine Antisemitin, weil von Juden begangene Taten und Untaten bei ihr einen Reflex auslösen, der sich bei anderen Übeltätern nicht einstellt."
Henrik M. Broder über ein konkretes Beispiel, in: der ewige Antisemit, Frankfurt am Main 1986, S. 117.
Ob die explizite Erwähnung von Kindern als Opfergruppe besonderes Mitleid erregen soll oder ob hierinter der klasssische antisemitische Vorwurf des Kindermordes steht, möge der Leser entscheiden.