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ein Beispiel aus Instagram


Dieses Beispiel habe ich ausgewählt, um aufzuzeigen, wie hinter einer oberflächlich betrachteten - wenn auch heftigen - Kritik an Netanjahu und seiner Politik (die an vielen Stellen kritikwürdig ist) eben doch ein hartgesottener Israel- bzw. Judenhass stehen kann, wenn man hinter den Kulissen schaut.

Zur Person M.
Zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte muss ich den Vornamen deutlich kürzen, da ansonsten der Betreffende mittels Suchmaschinen und den hier gemachten Angaben einfach zu identifizieren wäre. Aus gleichem Grund kann ich natürlich nicht auf Profile oder anderen Seiten verlinken, aus denen ich die Angaben entnommen habe.

M. war lange im Versicherungswesen tätig, machte sich dann als "Journalist" selbständig, indem er eine regelmäßig erscheinende Lokalzeitung herausbringt oder -brachte. Die Fehlermeldungen der Skriptsprache php deuten darauf hin, dass diese Seite nicht mehr gepflegt wird. Die Webseite der Zeitschrift verweist auf alte Zeitschriften, auch aktuelle Diskussionsbeizträge sind nicht vorhanden. Er bezeichnet die Zeitschrift als "politisches Stadtjournal". Über eine journalistische Ausbildung (Volontariate, Studium usw.) verfügt er nicht, seine Ausbildung beschränkt sich auf den kaufmännischen Bereich. Mit anderen Worten: Er ist Autodidakt, über journalistisches Handwerk verfügt er nicht, über entsprechende Kenntnisse verfügt er nicht. Deswegen sind ihm Dinge wie journalistische Codices fremd. Dies entspricht dem Bild, das er über den Gazakonflikt vermittelt. Es handelt sich um einen "Meinungsmacher", aber nicht um jemanden, der gezielt recherchiert, Positionen hinterfragt, Aussagen mit Quellen belegt. Zwar gibt er an, sich seit 35 Jahren mit dem Nahostkonflikt zu beschäftigen, dies scheint aber eher ein Hobby zu sein, unter Umständen hat er noch sich für NGOs engagiert, gezielte Angaben gibt es allerdings nicht. Parteipoliotisch ist er entweder Mitglied oder zumindest deutlicher Sympathisant der Partei "Die Linke". Lokalpolitisch veranstaltet er auch Mahnwachen oder Demonstrationen, die sich gegen zu israelfreundliche Politiker in seiner Region richten, er hat entsprechende Fotos auf seinem Instagramprofil gepostet. Somit kann man ihn durchaus als "Aktivist" bezeichnen.

Die Ausgangssituation

Über eine Diskussion auf Facebook bin ich auf den Aufruf einer Aktivistin der Volt-Partei gestoßen, die dazu aufrief, an einer Veranstaltung teilzunehmen, auf der Namen umgekommener Palästinenser im Krieg als Reaktion auf den 7. Oktober verlesen werden. In einem Kommentar fragte ich, ob ähnliches auch Anfang Oktober für die israelischen Opfer getan wurde. Hier schaltete sich M. ein und kommentierte:

 

Zunächst beschränkt er sich auf Netanjahus Politik. Auch wenn die Aussage, dass er bzw. Israel unter Netanjahu für den 7. 10. verantwortlich falsch ist und eine Täter-Opfer-Umkehr betrieben wird, kann man, wenn man sehr naiv die Aussage betrachtet, zunächst "nur" von einer sehr heftigen auf Netanjahu beschränkten Kritik ausgehen. Wohlwollend könnte man bisher noch annehmen, dass er, wenn auch sehr heftig, ausschließlich Netanjahu und seine Politik kritisiert, dass die Zuschreibung der Verantwortlichkeit seinem Populismus geschuldet ist. Leider ist nicht eindeutig, wen oder was er mit "Er" meint im Satz "er sagt es auch so" und "Er missbraucht ihn." Da M. sich als Journalist begreift, sollten solche Doppeldeutigkeiten nicht auftreten. Mit "Er" kann die Person Netanjahu gemeint sein, der Zionismus unter Netanjahu (bzw. Netanjahus Verständnis von Zionismus) oder eben "der" Zionismus allgemein. Oder missbraucht der Zionismus das Judentum? Oder missbraucht Netanjahu das Judentum?

In meiner Antwort stellte ich kurz Israels/Netanjahus Verantwortung für den 7. Oktober polemisch kurz in Frage, um über die Kernpunkte seiner Behauptungen zu sprechen:

Erstens stellte ich kurz dar, dass Kolonialismustheorien nicht greifen, weil sie auf der Vergleichsebene Einwandrung nach Palästina

1. Antisemitismus unter normalen Rassismus subsumieren

2. Juden nicht nach Palästina eingewandert waren, um ihre "Mutterländer" mit Rohstoffen zu versorgen

Auf der Vergleichsebene Shoah

3. der Umgang der Kolonialherren in den Kolonien mit der indigenen Bevölkerung ein anderer war. So ging es den Kolonialinvasoren eher um Entwicklung eines aus ihrer Sicht unterentwickelten Volkes. Deswegen wurden in den Kolonien ausgewählte Mitglieder der indigenen Bevölkerung zur Ausbildung in die Mutterländer entsandt, auch war der Mord an den Herero eine Reaktion auf einen Aufstand gegen die Kolonialherren. Juden brauchten sich nicht in den besetzten Gebieten, insbesondere Osteuropa, nicht gegen Deutsche auflehnen. Sie wurden ermordet, weil sie Juden waren.

In einem zweiten Teil meiner Antwort ging ich auf Netanjahu bzw. auf seine Politik ein. Ich wies darauf hin, dass auch Palästinenser gegen Oslo I/II verstossen hatte und gegen das Wye-Abkommen, dass zahlreiche Selbstmordattentate Israels rechte gestärkt, die Palästinenser 1998 offen dazu aufriefen, den bewaffneten Kampf fortzusetzen.

Mein abschließender Hinweis galt der Zionismuskritik, der in seiner hier dargelegten Konsequenz das Existenzrecht Israels in Frage stellt.

Seine Antwort:



Netanjahu und seine Partei waren 1995 in der Opposition. Wie er bereits damals die Hamas unterstützt haben soll, ist offen. Allenfalls als Oppositionspolitiker hatte er sich gegen die Politik Rabins bzw. Peres nach Rabins Ermordung ausgesprochen. Letztendlich hat er seine Oppositionsrolle angesichts der Selbstmordattentate wahrgenommen. Wie soll man den Friedensprozess unterstützen, ihn in eine positive Zukunft führen, wenn dieser von Selbstmordattentaten unterlaufen wird, erst Recht als Anhänger der Opposition? Außerdem tischte M. wieder die Mär' der entschärften Hamas-Charta auf.

Da M. von einer entschärften Charta von vor 8 Jahren spricht, kann damit nur das bereits im Beispiel Lukas gemeinte Dokument gemeint sein. In meiner Antwort erwähnte ich dies und postete die bereits hier gezeigten relevanten Auszüge. Deswegen gehe ich hierauf an dieser Stelle nicht näher ein. Meine Antwort ergänzte ich noch mit dem Hinweis, dass auch die PLO ihre Charta nicht entschärft hatte, vor allem aber fragte ich nach einem Beleg für seine Behauptung, wenn in diesem Dokument überall von "from the river to the sea" zu lesen ist.

Er antwortete mit "Whataboutism":

 

Von einer expliziten Vernichtung, erst Recht nicht im Sinne einer Shoah, ist natürlich nirgends die Rede. Die Vernichtung ergibt sich aus der Zerstörung des jüdischen Staates durch die Forderung "from the river to the sea". Wissenswert, aber leider ungeklärt ist, in welche Schublade er mich und "meinesgleichen" steckt.

Detailliert legte ich in meiner Antwort dar, dass Netanjahus auch eine Mitschuld trägt, aber eben nicht die Alleinschuld an der jetzigen Situation. Eindeutig schrieb ich, dass er in meinen Augen jede palästinensische Mitschuld bestreite und schrieb, dass die Selbstmordattentate Israels Rechte einschließlich Netanjahu gestärkt hätten.

Für ihn ist aber alles "Bullshit", ich erweitere die Argumentation noch auf das Wye-Abkommen 1998, das ebenfalls von palästinensischer Seite unterlaufen wurde.

 

Er ging auf kein einziges Gegenargument ein bzw. ignorierte diese einfach. Diese Antwort war die letzte, danach konnte ich wegen einer Sperre nicht mehr auf seine "Argumente" eingehen. Aber letztendlich drehte man sich ohnehin nur im Kreis.

 

Es handelt sich also um eine faschistische Regierung. Die Begrifflichkeit "autoritär" wie die von Orban in Ungarn oder die polnische unter der Pis-Regierung scheint nicht auszureichen. Dass ein Deutscher einem Juden Faschismus vorwirft, hat mehr als nur "Geschmäckle". Abgesehen davon, verharmlost dies auch den historischen Faschismus.(1)

Aber immerhin begrenzt er hier erneut die Verantwortung auf Netanjahu. Allerdings steht er nur pars pro toto für "die Juden", was aus anderen Postings in seinem Instagramprofil hervorgeht.

In seinem Profil postete er neben einer alten Dokumentation über den Gazastreifen einen etwas längeren Kommentar. Dies Posting beinhaltet mehrere inhaltlich unterschiedliche Absätze, die auch optisch deutlich voneinander getrennt sind. Es ist lohnenswert, sich diese separat anzuschauen:

Er macht also einen Schnitt mit dem 67er Krieg sg. "Sechstagekrieg". Die Ursache in Kurzform:

Im August 1988 übrigens hatte Jordanien seine Ansprüche auf die Gebiete verzichtet, die Palästinenser dort waren seitdem offiziell staatenlos, da Jordanien auch ihre Staatsbürgerschaft entzog. Offiziell wollte Jordanien mit diesem Schritt die Palästinenser in ihre Selbständigkeit führen, nicht mehr die politische Verantwortung übernehmen.

Angesichts dieser Ereignisse kann man von Planung wohl kaum sprechen, ebenso nicht von einer offenen Vertreibung im Westjordanland. Wer wird denn jetzt aktuell im Westjordanland vertrieben und wohin? Allerdings hat er mit der Aussage nicht unrecht, dass ein eigener Staat für die Palästinenser schwer möglich ist, da aufgrund der forcierten Siedlungspolitik das Gebiet sehr zergliedert ist und man kaum ein geschlossenes Territorium für Palästinenser schaffen kann ohne jüdische Siedlungen aufzugeben.

Sehr viel erschreckender ist jedoch die Aussage, dass die Palästinenser jedes Recht (sic!) hätten, sich zu wehren, zumal er ja auch Bezug nimmt auf dem 7. Oktober 2023. Somit wird dieses Verbrechen, welches tatsächlich ein Menschheitsverbrechen bzw. Völkerrechtsbruch war, gerechtfertigt. Hier wird einmal mehr der Täter zum Opfer gemacht, Israel als der Alleinschuldige verurteilt. Offen ist auch, wie Netanjahu als Oppositionspolitiker die Hamas gefördert haben soll. Aber ahistorisch arbeitet M. häufiger, dies hatte ich schon weiter oben angemerkt.

 

Jetzt kommt ein neuer Aspekt hinzu, das Menschheitsverbrechen ist durchkommerzialisiert. Hier erscheint das Stereotyp eines raffgierigen Juden, der die Welt unter sich aufteilt, zumal auch Kusnher Jude ist.

M. und das palästinensische Gas

Das Gas wurde schon vor zwanzig Jahren entdeckt. Seitdem spielt es auch für den Friedensprozess eine nicht unwesentliche Rolle. Wesentliche historische Aspekte werden verschwiegen, damit das Weltbild passt. Jemand, der von sich behauptet, ein Nahost-Experte zu sein und sich seit 35 Jahren damit beschäftigt, sollte von der längeren Existenz des Gasvorkommens wissen.

Das Gasfeld befindet sich 20 Seemeilen vor Gazas Küste, Arafat feierte es damals als "Geschenk Gottes".(2) Netanjahu hatte noch im Juni 2023 der Nutzung durch die palästinensische Autonomiebehörde zugestimmt unter der Voraussetzung, Israels Sicherheit zu garantieren.(3)

Aus bekannten Gründen kam man hier nicht weiter. In den Jahren seit der Entdeckung und der Gründung von "Gaza Marine " im Jahr 2000 bis 2023 gab es sehr viel Gerangel um die politische Ausgestaltung, auch aufgrund verschiedener sich widersprechenden Kompetenzen. Die letzte Firma, die eine Lizenz hatte, gab diese mangels Nutzungsmöglichkeiten an die palästinensische Autonomiebehörde zurück.(4)

M. allerdings suggeriert, dass nach der Entdeckung des Gasvorkommens man die Ressource unter sich (amerikanischen und israelischen Juden) aufgeteilt habe, bereits Grundstücke für Hotels verplant sind. Was liegt da näher, störende Gebäude wegzubomben und die einheimische Bevölkerung zu vertreiben, um dies Ziel zu erreichen? So ist jedenfalls die Lesart M. zu interpretieren. Zugleich suggeriert er, dass andere Abkommen mit Libyen oder den Sudan geschlossen werden, um die Flüchtlinge aufzunehmen. Wenn dies so wäre, könnte man tatsächlich von Genozid sprechen. Allerdings nehmen diese Staaten diese Flüchtlinge nicht auf. Es gab bisher keine ernsthaften Gespräche oder Konsultationen, um dies Ziel zu erreichen. Es ist eine typische Luftblase eines amerikanischen Präsidenten, die von M. auf die Goldwaage gelegt wird, weil dies sein antisemitisches Weltbild entspricht.

Er schließt seinen Beitrag wie folgt ab:

 

Hier deutet sich schon an, dass es nicht nur Netanjahus Politik ist, die ihn stört. Denn wer sind "sie"? "Sie stehen zumindest für "das absolut Böse". Etwas für absolut zu halten, bedeutet, dass diese Grenze nicht überschritten werden kann, andere Bösartigkeiten diesseits der Skala liegen. Für M. ist es also unvorstellbar, dass es zukünftig noch grössere Bösartigkeiten gibt, dass das Massaker vom 7. Oktober - dies schreibt er ja bereits zu Beginn - nicht nur legitim, sondern ebenfalls weniger bösartig ist. Die Shoah ist vermutlich auch weniger bösartig. Allerdings meidet M. jeden Austausch hierüber, was kaum verwundern sollte.

Über welche Zeitspanne spricht M.?

Bisher konnte man annehmen, dass es M. eher um die aktuellere Politik geht, insbesondere weil er Netanjahu im Visier hat, zumindest die seit Mitte der 90er. Seine Aussage, dass dies "alles von langer Hand geplant" sei, lässt sich aber durch ein weiteres Posting präzisieren:

Mit seinen einleitenden Worten zeigt er, dass er Israel von der Landkarte entfernt sehen möchte. Auch hier eine Täter-Opfer-Umkehr. Es waren die angrenzenden arabischen Staaten, die Israel, nachdem der Staat gegründet wurde, den Krieg erklärten. Dies hält er für eine "Mär', die den Tatsachen nicht stand halten würde. Israel wurde seiner Meinung nach von vornherein mit Vertreibungsabsichten gegründet.

M. verschweigt, dass:

An dieser Stelle kann nicht der Krieg von 1948 referiert werden, nur soviel:

Ägyptische Truppen drangen fast bis Tel Aviv vor, der Generalsekretär der Arabischen Liga sagte am 15. Mai 1948, zum Auftakt des Krieges:

Dies wird ein Ausrottungskrieg und ein richtiges Massaker sein, von dem man wie von dem mongolischen Massaker und den Kreuzzügen sprechen wird."

Der Generalsekretär der Arabischen Liga Abd ar-Rahman Azzam, zitiert nach Glasneck, Johannes/Timm, Angelika: Israel. Die Geschichte des Staates seit seiner Gründung, 2. Auflage, Bonn 1994, S. 63.

Der UN-Sicherheitsrat erreichte eine Feuerpause vom Juni bis Juli 1948, die aber an den arabischen Staaten scheiterte. Der Grossmufti in Gaza rief eine Regierung für ganz Palästina aus,(6)

Fazit: welche antisemitischen Stereotype werden bedient?

M. bedient antisemitische Muster, Israels Politik unter Netanjahu ist der Alleinschuldige. Natürlich gibt es an Netanjahus Politik zu Recht viel zu kritisieren, auch schon lange vor dem 7. Oktober 2023, insbesondere seine Siedlungspolitik ist für eine Friedenslösung mehr als kontraproduktiv. Mit dem Ausbau der Siedlungen verfolgt(e) er seine eigene Agenda.

Allerdings: Jede noch so geringe Mitverantwortung der Palästinenser wird ignoriert, sogar die unbestrittene Tatsache, dass die Selbstmordattentate der 90er Israels Rechte und damit auch Netanjahu gestärkt haben, wird ignoriert. So verwundert es kaum, dass er den linken Mythos, die Hamas habe ihre Charta entschärft, rezipiert, ein Mythos, der in gängiger Fachliteratur selbst von palästinenserfreundlichen Autoren wie zum Beispiel Helga Baumgarten widerlegt ist.

"Festzuhalten ist also, dass die Hamas Israel nur de facto, nicht die iure anerkennt. Israels reale Existenz als solche wird akzeptiert, seine Legitimität und sein 'Existenz-Recht'" aber nicht."

Baumgarten, Helga: Baumgarten, Helga: Widerstand in Palästina. Was wollen Hamas und Fatah?, Neuauflage Basel 2025, S. 251.

Er lebt die Dichotomie des grundsätzlich guten Palästinensers und bösen Israelis. Netanjahu ist der böse, der selbst den 7. Oktober 2023 zu verantworten hat, eine klassische Täter-Opfer-Umkehr. Aber auch dies ist in postkolonialen Theorien bereits angelegt, die Taten der Hamas erscheinen dort als Ausdruck legitimen Widerstandes. Dies behauptet M. gar selbst in seinem hier gezeigten zusätzlichen Posting.

Seine Kritik an Israel beschränkt sich offensichtlich nicht auf die Zeit Netanjahus, Siedlungspolitik wird generell als zionistisch und rassistisch betrachtet, damit natürlich auch die Staatsgründung selbst, so wie es (post)kolonialen Theorien inhärent ist.

Bezieht man noch weitere Aussagen aus anderen Posting ein, erhärtet sich der Vorwurf des Antisemitismus, der Völkermord sei schon lange geplant und wird ausserdem mit der (Aus)nutzung entdeckter Gasvorkommen verbunden, typisches koloniales Verhalten. Alle Details und Hintergründe zu dem Gasvorkommen werden ignoriert. Mit der angeblichen Aufteilung wird auch das antisemitische Bild des raffgierigen Juden bedient, zumal auch Kushner selbst Jude ist.

Netanjahu erscheint als die Inkarnation des bösen Juden, Israels Existenz wird über den Umweg postkolonialer Theorien bestritten, die Shoah als "Trigger" der Staatsgründung dethematisiert. Dies muss er auch tun, da er sich nicht strafbar machen möchte. Deswegen scheut er das Thema "Shoah" wie der Teufel das Weihwasser. Die Ursachen, die zum 48er Krieg, dem sg. "Unabhängigkeitskrieg" führte, werden als "Mär'" abgetan.

Bereits mit der Gleichsetzung der Regierung unter Netanjahu mit einem faschistischen Regime diskreditiert er sich selbst. Für die von der Erinnerungskultur an die Shoah beschädigte Seele ist es eine Befreiung, Juden - und seien es nur die unter Netanjahu - als Faschisten bezeichnen zu können. Wie beschrieb Zvi Rex so treffend: "Auschwitz werden uns die Deutschen nie verzeihen." Inzwischen muss man auch davon sprechen, dass die Deutschen den Juden den 7. Oktober 2023 ebenfalls nicht verzeihen werden.

In der Gesamtschau kann man M. als Antisemiten bezeichnen.

Anmerkungen

(1) Ohne ins Detail gehen zu können an dieser Stelle, ist es auch falsch, den deutschen Nationalsozialismus, den italienischen und spanischen Faschismus in einen Topf zu werfen. Dies nivelliert zu viele wesentliche Unterschiede sowohl in der Genese als auch deren Politik..

(2) Zitiert nach der Zeitung "Der Freitag" vom 16. 8. 2025, online hier abufbar, letzter Aufruf 2. 12. 2025.

(3) Vgl. Nachrichtenagentur Reuters vom 18. Juni 2023, Beitrag ist online hier abufbar, zuletzt eingesehen am 2. 12. 2025.

(4) siehe Anmerkung 1 oder auch " Israel will mit Palästinensern Gasvorkommen vor Gaza erschließen", in Die Zeit vom 28. Juni 2023, online hier abrufbar, zuletzt eingesehen am 24. 11.2025.

(5) Für Beispiele vgl. Küntzel, Matthias: Die Nazis und der Nahe Osten, Berlin/Leipzig 2019, S. 118f.

(6) Glasneck, Johannes/Timm, Angelika: Israel. Die Geschichte des Staates seit seiner Gründung, 2. Auflage, Bonn 1994, S. 63ff.