das United States Holocaust Memorial Museum
Nach diversen Anläufen und sich häufig wiederholenden Debatten um das zentrale Holocaust-Mahnmal (offizielle Bezeichnung: "Denkmal für die ermordeten Juden Europas") scheint eine vorläufige Einigung erreicht zu sein. Der Kulturbeauftragte der Bundesregierung Naumann ist mit Eisenmann übereingekommen, daß es eine Kombination sein muß aus Mahnmal und Dokumentationszentrum. Die Debatte währte bisher seit 1988 mit der Gründung des Fördervereins durch Lea Rosh. Aber erst durch einen Künstlerwettbewerb entstand die Diskussion, die notwendig gewesen wäre, bevor man einen Wettbewerb initiiert. Man muß wahrlich kein Prophet sein, um zu ahnen, daß die Debatte noch längst nicht abgeschlossen ist. Den folgende Beitrag habe ich bereits 1994 verfaßt und ist in gekürzter Fassung in Vorgänge - Zeitschrift für Bürgerrechte und Politik -, Heft 3/1994, Seite 19-23 erschienen. Ausgangspunkt ist das Holocaust Memorial Museum in Washington D.C., das ich 1993 kurz nach der Eröffnung besuchte im Rahmen eines Holocaust-Study-Programs in den USA.
Betrachtet man die Debatte über das zentrale Denkmal für die ermordeten Juden Europas, nachdem die inzwischen nicht verwirklichten Siegerentwürfe vorgestellt worden sind, war dieser Beitrag für die damalige Zeit hochaktuell.
Jedes Mahnmal, jede Gedenkstätte entsteht in einem Kontext, in einer gesellschaftlichen Realität. So auch das United States Holocaust Memorial Museum (USHMM). Es ist das Ergebnis eines langen Diskussionsprozesses um Inhalt, Standort und Umsetzung.
Die Oktroyierung des Kohlschen Geschichtsbildes, manifestiert in der Neuen Wache (neuerdings auch im Bonner Haus der Geschichte) und die Diskussion um die Errichtung eines zentralen Denkmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin werfen die Frage erneut auf, ob und was wir als Deutsche von den USA lernen können, wenn es um das schwierige Thema "Holocaust" geht. Konkret: Würde ein solches Museum in Deutschland sinnvoll sein?
Dazu ist es notwendig, in die Entstehungsgeschichte des Museums zu blicken und in seinen Inhalt, um die Frage beantworten zu können. Dabei beschränke ich mich auf die für Deutschland wesentlichen Gesichtspunkte. Dieser Beitrag ist als Ergänzung zu Sybille Quack: Das Bewahren des Grauens in Vorgänge Heft 125 gedacht.
Die Gründung des Holocaust Memorial Councils ist das Ergebnis eines Deals: Der Verkauf von Kriegsflugzeugen an Saudi-Arabien unter der Jimmy-Carter-Administration löste Unruhe unter den amerikanischen Juden aus. Um diese zu beruhigen, wurde das Council gegründet, dessen Aufgabe darin bestand, die Frage zu klären, wie ein angemessenes nationales Holocaust-Mahnmal aussehen könne.
Eine Einigung wurde schnell erreicht:
Es sollte eine Kombination sein aus Mahnmal und historischer Dokumentation der nationalsozialistischen Herrschaft. Hintergrund dessen war die Erkenntnis, daß immer weniger junge Amerikaner etwas mit dem Begriff "Holocaust" anfangen können.(1)
Eine zweite war Gegenstand eines längeren Diskussionsprozesses, der zwischen universalistischer und partikularistischer Interpretation des Holocaust. Politisch ging es dabei um den befürchteten Verlust von Wählerstimmen. Inhaltlich ging es darum, welche Opfergruppen der Begriff "Holocaust" umfaßt. Übernommen wurde die universalistische Definition Simon Wiesenthals: "The Holocaust is the destruction of six million Jews and five million non-Jews by the Nazis and their collaborators during World War II."(2)
Diese Position wurde im wesentlichen übernommen, denn die partikularistische steht der amerikanischen Idee des melting pot entgegen. Auffällig ist, daß in Deutschland hierüber anders diskutiert wird, "Universalismus des Holocaust" wird oft gleichgesetzt mit der Überlegung, der Holocaust sei nicht einmalig, weil es weitere Genozide gibt.(3)
Die deutsche Interpretation wird deutlich an Michael Wolffssohn, enger Vertrauter Helmut Kohls: "It was a mistake for the museum not to include other cases of genocide."(4)/ Außerdem betrachtet er das Museum als einen Affront gegen Deutschland, es wäre besser gewesen, auch das demokratische Nachkriegsdeutschland darzustellen. Und hier wird es peinlich: Um Kenntnisse über dieses Deutschland zu erwerben, kann man neuerdings (seit dem 14. Juni 1994) das Bonner Haus der Geschichte besuchen, welches von der Methodik (viele Original-Exponate) dem USHMM ähnlich ist, unähnlich allerdings den kritischen Elementen, denn im USHMM werden die USA stellenweise kritisiert (siehe unten), in Bonn werden beispielsweise die Hintergründe der 68er außen vor gelassen, zu sehen bekommt man eine Wirtschaftswunder- und eine "Friede-Freude-Eierkuchen-Demokratie". Wer sich also für die Jahre 1945-1990 interessiert, fährt nach Bonn, für die Jahre 1933-1945 muß man sich nach Washington bemühen!
Wolffsohns Argumentation (und vieler anderer) dient natürlich der Entlastung der deutschen Geschichte und des eigenen Gewissens. Wird es in Deutschland möglich sein, den Holocaust als wesentliches Element eines eigenständigen Geschichtsabschnitts zu betrachten, das weitreichende Implikationen für die Nachgeborenen, für die Zivilisation schlechthin, enthält?
Auch dies erfordert die universalistische Position: Das Museum soll die Vergangenheit auf die Gegenwart beziehen, daher muß die Interpretation - im Sinne des Wortes - universell sein. Denn das Gebäude "is not a building about the past. It is about the historical present."(5) Dementsprechend heißt es im amerikanischen Holocaust-Curriculum schon lang "Facing the History and Ourselves". Hierhinter steht eine modernitätskritische Position, denn der Leitgedanke des Museums, gerichtet 1979 an Carter, lautet: "Der Holocaust war kein Rückfall in mittelalterliche Quälerei oder archaische Grausamkeit, sondern ein ganz und gar moderner Ausdruck bürokratischer Organisation, industriellen Managements, wissenschaftlicher Erkenntnisse und technischer Errungenschaften. Dieselbe Erfindungsgabe und Kontrolle, die die moderne industrielle Entwicklung vorantreiben, wurden auf die Vernichtung angewandt."(6) Und hierin muß ein Lerneffekt bestehen, denn: "Nach wie vor gibt es die einfache Tatsache, daß auch die Nachgeborenen in einer Lebensform aufgewachsen sind, in der das [meint den Holocaust, der Verf.] möglich war."(7) Dies bedeutet, die Gefahrenpotentiale einer hochgradig arbeitsteiligen, bürokratischen Gesellschaft zu erkennen, zu fragen, ob und in welchen Strukturen wir heute leben, die ähnliches erneut hervorbringen, die Delegation von Verantwortung bei uns heute zu suchen oder radikaler gefragt: Ereignet sich vielleicht bereits ähnliches, ohne daß wir es wissen (wollen)?(8)
Der Besucher erhält zunächst einen "Passport", versehen mit dem amerikanischem Adler (über dem Adler steht das Logo "For the dead and the living we must bear witness"), dem Paßbild eines NS-Opfers und seiner Kurzbiographie.
Ausgestattet mit dieser Karte gelangt der Besucher zunächst in einem Fahrstuhl, der ihn in den 4. Stock befördert. Im Fahrstuhl wird ihm ein kurzes Video über die Befreiung Bergen-Belsens gezeigt.
Im 4. Stock wird der Zeitabschnitt 1933-1939 ("The Nazi Assault") behandelt. Der Besucher kann sich hier informieren über die verschiedenen Ereignisse und Aspekte dieser Zeit, z. B. die Bücherverbrennung, die Pogromnacht 1938, die Anschlußpolitik ("Expansion without war"), über den "wissenschaftlichen" Rassismus usw. Thematisch wird abgeschlossen mit dem Überfall auf Polen. Aber auch USA-kritisches wird gezeigt: Die Odyssee der St. Louis, das Versagen der Teilnehmer der Konferenz von Evian.
Vermittelt werden diese Inhalte durch Original-Ausstellungsstücke, z. B. alte Gebetbücher, Instrumente zur Schädelmessung und durch Videos, z. B. Hitler-Reden, die Bücherverbrennung in Berlin usw. Die Vergangenheit lebt regelrecht auf. Nach dem man den polnischen Schlagbaum aus Gliwice (Gleiwitz) - durch Fotos längst bekannt - passiert hat, gelangt man in einem hohen Turm. An seinen Wänden: Ca. 1600 Familienfotos aus einer kleinen litauischen Stadt, Bewohner eines Schtetls. Menschen beim Feiern, beim Picknick, völlig normale, fröhliche Bilder. Eben "The Life of a Shtetl". Wer sich bereits mit der Vergangenheit auseinandergesetzt hat, weiß, daß nicht viele dieser Menschen den Holocaust überlebten. Der unwissende Besucher muß noch ein wenig warten.
Ein Stockwerk tiefer: 1939-1945 ("The Final Solution"):
Dieses Stockwerk ist stärker visueller angelegt, erläuternder Text wurde reduziert. Dargestellt sind die Deportationen, die Ghettos, der Überfall auf die Sowjetunion, Bilder aus den verschiedenen Konzentrationslagern usw. Die Methodik ist dieselbe: Original-Exponate, z. B. eine während des Aufstands beschädigte Krankenhaustür aus dem Warschauer Ghetto, ein Leichenkarren aus dem KZ Theresienstadt usw. Natürlich auch wieder Filme; Filme, die die Nationalsozialisten selbst gedreht haben von ihrem eigenem Morden. Das visuelle Material ist erdrückend, einige Filme sind so grausam, daß sie hinter Schutzwänden versteckt sind, um zu signalisieren, daß sie selbst für über 12jährige ungeeignet sein könnten.(9) Eine Filmsequenz beschreibt Gourevitch: "Naked women led to execution. People are being shot. Into the ditch, shot, spasm, collapse, dirt thrown in over. Crowds of naked people. Naked people standing about to be killed, naked people lying down dead. Close-up of a woman's face and throat as a knife is plunged into her breast - blood all over. Someone holds a severed head in his hand. Mass graves of thousands. Naked. Naked corpses. Naked corpses. Street beatings. The gun, the smoke, a figure crumbles. Naked corpses. Naked women dragged to death. Shooting. Screaming. Blackout. The film begins again."(10)"Bildschirme mit grausigen Filmsequenzen, die selbst einen Holocaust-Revisionisten überzeugen könnten."(11) Den "professionellen" Revisionisten, wie z. B. Diwald oder Zündel, werden diese Bilder kaum überzeugen können, aber diejenigen, die aus Unwissenheit für revisionistische Tendenzen anfällig sind.
Vorbei an einem großen Foto des Massakers von Babi Yar, gelangt man an einem Original-Güterwaggon, wie er für Deportationen genutzt wurde.(12) Der Besucher hat die Möglichkeit, ihn zu durchschreiten oder außen herumzugehen. Auf der anderen Seite springt dem Besucher ein Foto einer Selektionsszene aus Auschwitz-Birkenau ins Auge, betitelt mit "Who shall live and who shall die?" Neben dem Waggon liegen Original-Koffer von Deportierten und andere Exponate: Gegenstände des alltäglichen Bedarfs, z. B. Bürsten, Besteck, Schuhe der Häftlinge usw., aber auch Zyklon-B-Dosen (alles Leihgaben der Museen Auschwitz und Majdanek). Hier gibt es die Möglichkeit, sich zu setzen und Überlebenden-Berichten von Tonband zuzuhören.
Der Besucher durchschreitet dann das nachgebaute Tor "Arbeit macht frei". An Hand eines Gipsmodells (wie im Museum Auschwitz) wird der Tötungsvorgang erläutert, zu sehen sind Original-Pritschen, aber auch wieder USA-Kritisches: "Why wasn't Auschwitz bombed?" Diese Frage wird gestellt mittels eines Briefes von McCloy, aus dem hervorgeht, daß die Bombardierung angeblich aus logistischen Mitteln nicht erfolgen konnte.
Vorbei an einer Fotowand mit anonymen Armen und ihren Nummern, geht es vorbei an nachgebauten Öfen und dann wieder in den schon erwähnten Turm, diesmal betitelt mit "The End of a Shtetl".
Hier entsteht ein scharfer Kontrast: Erst die anonymen Arme, die verschlingenden Öfen, dann Menschen, Individuen, herausgerissen aus ihrer Anonymität. So wird deutlich, daß nicht nur gemordet wurde, sondern auch wer ermordet wurde, die Assoziation dieses Turmes mit einem Schornstein ist naheliegend. Leon Wieseltier beschreibt: "One picture crushed me. A girl sits, her legs crossed, on a sofa. [...] She is in her teens. And close to her, very close to her, sits a young man in a rocking chair. [...] They do not look like they are lovers, though they might be lovers. They do not look like they are going to die, though they are going to die. Thats is what is missing from so many accounts of the end of Jewish life in Europe: the eros of Jewish life in Europe before the end. These slaughtered Jews loved the world."(13) Anschließend erfährt der Besucher, daß 95% der Einwohner ums Leben gekommen sind. Die Gratwanderung zwischen anonymen Massenmord und notwendiger Individualisierung zwecks besseren Zugangs ist außerordentlich gut gelungen. "Es sind Gesichter, die man auch am nächsten Tag nicht vergißt."(14)
Erneut ein Stockwerk tiefer: "Aftermath: 1945 to present":
Methodisch ändert sich nichts, thematisch werden hier noch einige Aspekte des NS gezeigt, z. B. Widerstand (Weiße Rose), Partisanenkämpfe, die Todesmärsche der Häftlinge und die Befreiung. Darüber hinaus z. B. die Nürnberger Prozesse, der Exodus und die Gründung Israels.
Die gesamte Ausstellung ist eingebettet in einer Architektur, die auf außergewöhnliche Weise mit ihrem Inhalt korrespondiert. Inhalt und Form bilden eine Einheit. "An unerwarteten Stellen macht das Bauwerk seine Botschaft durch physische Einwirkung auf den Körper spürbar. [...] Der Auftrag dieses Bauwerkes ist, Menschen zum Fühlen und Nachdenken zu bewegen. Dies schafft das Museum auf großartige und poetische Weise."(15)
Der Besucher erhält dann noch die Möglichkeit, in der Hall of Remembrence über das Gesehene nachzudenken. Die Gedenkhalle ist sechseckig (6 Millionen ermordete Juden), im Gegensatz zur Ausstellung hell, in ihr eine ewige Flamme, dahinter eine Wand mit einem Zitat aus dem Alten Testament (5. Buch Mose): "Only guard yourself and guard your soul carefully, lest you forget the things your eyes saw, and lest these things depart your heart all the days of your life. And you shall make them known to your children, and to your children's children."
Außerdem hat der Besucher noch die Möglichkeit zum Besuch eines Lernzentrums. In Computern kann der Besucher z. B. die Passport-Nr. eingeben, um mehr aus der Biographie zu erfahren. Aber auch eine einfache Eingabe von Stichwörtern ist möglich, z. B. Orte, Fachbegriffe usw. Ebenso kann er sich Überlebenden-Berichte auf Video ansehen.
Die Vereinigung und das Ende des Kalten Krieges haben die politische Landschaft und politische Kultur sowie die geopolitische Lage Deutschlands radikal verändert. Mit dem Fall der Mauer fiel auch das letzte deutliche Zeichen, daß "etwas" mit Deutschland nicht stimmte, daß "etwas" die deutsche Teilung verursacht haben muß.(16)
Das Verstecken der Jahre 1933-1945 hinter einem anonymen "etwas" ist beabsichtigt, denn wie viele Deutsche wissen, was sich in diesen Jahren ereignet hat bzw. wie viele wissen mehr als diese Jahre sechs Millionen ermordete Juden "irgendwo" im Osten bedeuten? Wie viele wissen darüber hinaus von den 400 (!) Ghettos, der Vielzahl der Konzentrationslager, von Babi Yar, vom Morden der Einsatzgruppen, wie viele können aus Zeugenaussagen, an Hand originaler Exponate, zumindest erahnen, was Auschwitz und der Holocaust wirklich bedeutete und somit noch bedeutet?(17)
Niethammer weist zu recht darauf hin, daß ein wesentliches Problem der Erinnerungskultur darin besteht, daß die Tötungszentren im Osten Europas waren. "Schließlich hat die Anknüpfung historischen Lernens an die persönliche Erinnerung ihre Grenzen, die um so undurchlässiger werden, je mehr sie auch im kollektiven Gedächtnis verankert sind. Ausländische Juden, d. h. über 95% der Opfer des Holocaust, kommen in den Erinnerungen der Deutschen in Ost und West praktisch nicht vor."(18)
Der Holocaust wird also zu einem bereits geographisch fernen Ereignis, das mit zunehmender zeitlicher Distanz in noch weitere Ferne rückt. Das ganze Ausmaß der Unmenschlichkeit sprengt ohnehin das Vorstellungsvermögen. Daher ist die deutsche Ambivalenz zum Holocaust einerseits verständlich. Diese Ambivalenz drückt sich beispielsweise darin aus, daß Helmut Kohl bei seinem Polenbesuch 1989 ins Gästebuch in Auschwitz eingetragen hat, daß die Warnungen, die von diesen Ort ausgehen, niemals vergessen werden dürfen, er aber gleichzeitig die "Gnade der späten Geburt" vertritt. Somit ist Gilman Sanders Kritik gerechtfertigt: "His evocation of the Shoah seemed a ritual evocation of the past, a past from which he felt himself and the German people separated."(19)
Diese Kluft aber ist ebenso ein Ergebnis der Tatsache, daß die meisten nicht wissen, was sich hinter den Begriff "Holocaust" tatsächlich verbirgt, mit wieviel Leid und Grausamkeit die Jahre 1933-1945 verbunden sind. Denn kaum einer der Deutschen mußte mit der Straßenbahn durch ein Ghetto fahren, um von einem Stadtteil in den anderen zu gelangen (Warschau), kaum jemand der Deutschen mußte die pausenlos rauchenden Schornsteine sehen und ihren Geruch ertragen. "Der Gesamtzusammenhang des Genozids [...] blieb [...] den Zeitgenossen verborgen. Einzelheiten des Geheimnisses waren hingegen in ihren vielfältigen Facetten vermutlich der Mehrheit der erwachsenen Deutschen in dieser oder jener Form vertraut. Die Größe des Verbrechens und dessen moralische Dimension machten es unbegreiflich."(20)
Ein ehrliches und aufrichtiges Erinnern ist somit kaum möglich, denn Erinnerung setzt Kenntnisse über den Gegenstand voraus, an dem erinnert werden soll. Dies gilt natürlich auch für die nachfolgenden Generationen.
Denn hierin liegt die Stärke des Museums: Es bringt Auschwitz näher, bettet es zugleich in seinem Kontext der NS-Herrschaft ein. Die USA und Deutschland sind sich in einem Aspekt ähnlich: Der Holocaust ereignete sich in keinem der beiden Länder. Für Deutschland gilt, daß Auschwitz nicht Sachsenhausen ist, jemand, der Sachsenhausen kennt, weiß nichts von Auschwitz und vom Gesamtausmaß des Holocaust.(21)
Ein derartig gestaltetes Museum füllt den abstrakten Begriff "Holocaust" mit konkretem Inhalt. Es abstrahiert das Grauen nicht, es konfrontiert den Besucher mit dem Holocaust in all seiner Brutalität und Unmenschlichkeit. Im Sinne des Leopold von Rankeschen Historismus zeigt das Museum die Geschichte, wie sie eben war. Die Bilder und Filme der Nationalsozialisten sprechen für sich; daß die Bilder und Filme besonders grausam sind, kann man den Filmen nicht zum Vorwurf machen, sondern nur den Tätern. Dieses Museum hilft, die inhaltsleere "jene schon rituell gewordene moralische Entrüstungsund [!] Betroffenheitsrhetorik"(22) zu überwinden.
Dieser Gesamtzusammenhang aber ist wichtig, um Lehren aus dem Holocaust zu ziehen, der eben nicht aus dem Himmel fiel, sondern bürokratischer Vorbereitung bedurfte. "Da die Gedenkstätten gewissermaßen am Ende des Weges ansetzen, der zu Vernichtung und Holocaust geführt hat, besteht die Gefahr, der Totalität des Phänomens Nationalsozialismus nicht gerecht zu werden. In der Gedenkstättenarbeit sind deshalb verstärkt [...] Anfänge und Stationen der Verfolgung zu thematisieren. Also beispielsweise die alltägliche Diskriminierung, die Mechanismen öffentlicher Ausgrenzung, das behördliche Verwaltungshandeln und der lange Prozeß der Entrechtung."(23)
Der größere Kontext (Propaganda, Anschluß Österreichs usw.) sollte aber nicht in einem ehemaligen Konzentrationslager gezeigt werden. Als Ort der Verfolgten, Inhaftierten, der Ermordeten, ist er erdrückend genug. Goebbels' Rede zur Bücherverbrennung beispielsweise hat dort ebensowenig zu suchen wie die Darstellung Babi Yars.
Wenn es ein Lernen aus dem Holocaust geben soll, muß der Besucher im Hier und Jetzt abgeholt werden.(24) Das ehemalige Konzentrationslager als Endpunkt bietet einen schlechten Anknüpfungspunkt. Der Fall der Weimarer Republik, der Ausbau des NS ist hierfür sinnvoller.
Der Gesamtzusammenhang kann mit der ungeschminkt dargestellten Brutalität darüber hinaus auch Verständnis wecken für diejenigen, die als Verfolgte unter dem NS gelitten haben, eine nicht unwesentliche Voraussetzung für ehrliche Erinnerungsarbeit.
Die notwendige Begrenzung der historischen Ereignisse auf die Lokalität birgt ein weiteres Problem in den Neuen Ländern in sich: Diese Lager dienten in der SBZ auch als Internierungslager für politisch Oppositionelle, ebenso wurden völlig Unschuldige inhaftiert.(25) Auch diese Geschichte muß dargestellt werden. Für den unwissenden Besucher aber bedeutet dies eher eine Gleichsetzung, weil er vom NS nicht mehr weiß als das im Lager Dargestellte, insbesondere zu Zeiten eines erstarkenden Geschichts-Revisionismus. "Gegen die Kraft des hier [im Washingtoner Museum, der Verf.] Dargestellten und Symbolisierten wäre jeder Versuch, die Geschichte zu relativieren, zu einem lächerlichen Nachklatsch verkommen. [...] Stünde es dort, wo es hingehört - nämlich in Berlin oder Dachau -, dann wären wir Deutschen im Umgang mit dem Holocaust ein ganzes Stück weiter."(26)
Ein solches Museum wäre sinnvoll in Deutschland, es wäre sogar eine wichtige Ergänzung für das geplante zentrale Denkmal für die ermordeten Juden Europas, weil ein solches Museum den Holocaust inhaltlich füllt, somit ehrliches und aufrichtiges Erinnern ermöglicht. Ein solches Museum gehört nach Berlin, ein sinnvoller Ort hier wäre das Prinz-Albrecht-Gelände, der Ort der Täter. Dann ist ein Zusammenhang gefunden zwischen den Tätern und ihren Taten. Allerdings muß sich auch die Interpretation des NS ändern, denn er wurde hervorgebracht durch eine moderne und zivilisierte Gesellschaft. "Civilization itself now includes death camps and Muselmänner among its material and spiritual products."(27) Bei dieser Herangehensweise kann auf Anklagen verzichtet werden, weil es in jeder Gesellschaft hätte passieren können und wieder passieren kann. Dementsprechend verzichtet das Museum auch auf jedwede Anklage. "In der Lesart des Museums gibt es keine Kollektivschuld, sondern Verantwortung, die jeder einzelne trägt."(28) Damit muß aber auch die Frage der Kontinuität der Täter anders gestellt werden. Denn wenn Verantwortung delegiert wird, arbeitsteilig vorgegangen wird, wie dann juristisch belangen? Karl Jaspers metaphysische Schuld müßte hierfür herangezogen werden: "Es gibt eine Solidarität zwischen Menschen als Menschen, welche einen jeden mitverantwortlich macht für alles Unrecht und alle Ungerechtigkeit in der Welt, insbesondere für Verbrechen, die in seiner Gegenwart oder mit seinem Wissen geschehen. Wenn ich nicht tue, was ich kann, um sie zu verhindern, so bin ich mitschuldig. Wenn ich mein Leben nicht eingesetzt habe zur Verhinderung der Ermordung anderer, sondern dabei gestanden bin, fühle ich mich auf eine Weise schuldig, die juristisch, politisch und moralisch nicht angemessen begreifbar ist."(29)
Der Holocaust zeigt, daß ein anderes Verantwortungsgefühl entwickelt werden muß. Somit provoziert es die Frage, inwiefern wir heute in ähnlichen Strukturen leben, ob und inwieweit ähnliches wieder passiert, denn: "Wir sind gewohnt, Verantwortung zu delegieren, an Vorgesetzte, an Fachleute, an die Politik, an die Polizei."(30)
"Früher zog er [der Unbeteiligte, der Verf.] die Gardinen vor, wenn eine Kolonne von Juden oder KZ-Häftlingen durch die Straße getrieben wurde, heute wechselt er rasch den Fernsehkanal, wenn es ihm ungemütlich zu werden droht."(31) "Es gibt in Deutschland keine Begeisterungsstürme für Terror, für den totalen Krieg. Es gibt in Deutschland keine Todesfabriken, keine Konzentrationslager. Es gibt nur Massenmorde einige hundert Kilometer entfernt. Es gibt nur ein paar tausend gewaltbereite Täter in der Nachbarschaft. Und es gibt die alte Lethargie der Zuschauer, die Unbeteiligten, die Gleichgültigen."(32)
Facing the History and Ourselves...
Nachtrag
Nach der Schändung der Gedenkstätte Buchenwald am 23. 7. 1994 forderte der israelische Botschafter Avi Primor eine Neukonzeption der Gedenkstätten, große Museen müßten entstehen, "in denen die Menschen mehr über die Vergangenheit erfahren".(33)
© Thomas Biegel, Berlin
--------------------------------------------------------------------------------
Soweit mein Artikel vom Herbst 1994. Eine deutliche Forderung habe ich bereits damals formuliert: Ein "bloßes" Gedenken stößt an seine deutlichen Grenzen, weswegen ein Dokumentationszentrum notwendig ist. Aber warum benötigt man hierfür einen künstlichen Ort? Der Holocaust wurde in Berlin-Mitte geplant, auf dem Gelände des heutigen Museums "Topographie des Terrors". In welchen Verhältnis soll dies Museum stehen zum geplanten künstlichen Ort? Auf Grund der öffentlichen Debatte und einiger neuen Organisation (Shoah-Foundation), die ins Boot geholt werden sollen, befürchte ich, das die "Topographie" keinen leichten Stand haben wird, zumal auch dort ein Lernzentrum am Entstehen ist.
Vielleicht aber spielen noch andere, bisher nicht ausgesprochene, Vorbehalte eine Rolle: An diesem Ort der Täter, das sg. "Prinz-Albrecht-Gelände", wurde nicht nur der Mord an Europas Juden geplant, sondern auch den an Sinti und Roma, russischen Kriegsgefangenen usw. An diesem Ort müßte man, wenn er auch ein Gedenkort werden soll, verschiedenen Opfergruppen, gedenken. Möchte man von vornherein eine Diskussion um Universalismus vs. Partikularismus des Holocaust vermeiden?
Diese Vorbehalte wurden übrigens überdeutlich bei der Ausstellung "Mahnmale des Holocaust" im Deutschen Historischen Museum: Diese Ausstellung wurde aus den USA übernommen, so daß lediglich die Begleittexte ins Deutsche übersetzt werden mußten, was natürlich auch geschah. Nur der Einleitungstext wurde komplett neu formuliert, weil man die universalistische Herangehensweise in den USA nicht teilte. In Deutschland ist der Begriff "Holocaust" streng auf Juden als Opfergruppe begrenzt. Ein Resultat deutscher politischer Kultur?
1 Laut Georg Schwinghammer ca. 50% der Jugendlichen in den USA zwischen 14-17. Vgl. Schwinghammer, Georg: Deutsches Kaleidoskop '94, in: Tribüne Nr. 129 (33. Jahrgang), S. 35.
2 Simon Wiesenthal, zitiert nach Berenbaum, Michael: After Tragedy and Triumph, Cambridge/New York/Port Chester/Melbourne/Sydney 1990, S. 10. Die partikularistische Position stammte von dem israelischen Historiker Yehuda Bauer. "He argued that the Holocaust was the systematic, state-sponsored extermination of 6 million Jews as an intenional act of state undertaken in pursuit of what the Nazis considered a redemptive goal." (ebd. S. 10f). Elie Wiesel, Vorsitzender des Councils, suchte sprachlich nach einem Mittelweg: "While not all the victims were Jews, all Jews were victims." (zitiert nach ebd. S. 11). Die universalistische Position wurde nach Berenbaum vom amerikanischen Präsidenten auferlegt (vgl. ebd., S. 11).
3 Zur Abgrenzung Holocaust und anderen Genoziden (z. B. Armenier usw.), aber auch zur Abgrenzung gegenüber anderer NS-Opfergruppen vgl. ebd., S. 17-60 und den ersten Teil (S. 1-97) aus Roth, John K./Berenbaum, Michael (eds.): Holocaust: Religious and Philosophical Implications, New York 1989, insbesondere die Beiträge von Yehuda Bauer und Lucy S. Dawidowicz.
4 Michael Wolffsohn, zitiert nach Fisher, Marc: Germany's Holocaust Fears, in: Washington Post vom 30. 3. 1993, S. A1 und A16, hier S. A16.
5 Muschamp, Herbert: Shaping a Monument to Memory, in: The New York Times vom 11. 4. 1993, Section 2/Seite 1.
6 Berenbaum, Michael: Report to the President, zitiert nach: Schulz, Bernhard: Den Völkermord erzählen, in: Weltspiegel (Sonntagsbeilage des Tagesspiegels) vom 16. 5. 1993, S. I. Zu diesem Ansatz vgl. Rubenstein, Richard L.: The Cunning of History, New York 1987. Das Buch trägt den (aussagekräftigeren) Untertitel "The Holocaust and the American Future" und ist 1975 erstmalig erschienen. Vgl. hierzu ebenso den dritten Teil aus: ders./Roth, John K.: Approaches to Auschwitz, Atlanta 1987. Dieser modernitätskritische Ansatz wird in Deutschland im wesentlichen erst seit dem Erscheinen des Werkes "Dialektik der Ordnung" von Zygmunt Bauman (der sich häufig auf die ebengenannten Titel bezieht) thematisiert. Vgl. Bauman, Zygmunt: Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust, Hamburg 1992. Die Grundlage dieses bürokratischen Ansatzes lieferte Raul Hilberg mit dem inzwischen zum Standardwerk avancierten "The Destruction of the European Jews", 1961 erstmalig veröffentlicht, aber erst 1982 ins deutsche übersetzt..
7 Habermaß, Jürgen: Vom öffentlichen Gebrauch der Historie, in: Die Zeit vom 7. 11. 1986, wieder abgedruckt in "Historikerstreit", München 21987, S. 243-255, hier S. 247.
8 Der Soziologe Zygmunt Bauman, der sich auf Hilberg und seine Abfolge (Definition, Separation, Deportation, physische Vernichtung) beruft, meint, daß die demokratische Mehrheit sich mit der Definition, Separation und Deportation einverstanden erkläre. Übrig bleibe nur das letzte Glied. Vgl. Hirsch, Helga: Der Holocaust ist nicht einmalig (Bauman im Interview), in: Die Zeit Nr. 17/93 vom 23. 4. 1993, S. 68. Dem universellen Ansatz des Museums entsprechend, stand die Eröffnungszeremonie im Schatten der Gegenwart. Bill Clinton verwies in seiner Rede zur Eröffnung des Museums auf die Gegenwart: "Die ethnischen Säuberungen im ehemaligen Jugoslawien sind lediglich die brutalste und krasseste sowie allgegenwärtige Manifestation dessen, was wir auch bei der Unterdrückung der Kurden im Irak, der grausamen Behandlung der Bahai im Iran und der endlosen rassisch-begründeten Gewalt in Südafrika erleben. Auch an zahlreichen anderen Orten werden wir immer wieder daran erinnert, wie zerbrechlich die Sicherheitsmechanismen der Zivilisation sind." So Bill Clinton u. a. in seiner Rede, abgedruckt in: Amerika Dienst (US Information Service) vom 28. 4. 1993, S. 1-3, hier S. 2.
9 Das Museum ist erst ab 12 Jahre zugänglich, für Jüngere gibt es im Erdgeschoß die Daueraustellung "Daniels Story". Es ist die Deportationsgeschichte eines 6jährigen. Beschrieben wird mittels kindgerechter Methodik (Geschichte zum Anfassen), wie er plötzlich nicht mehr mit seinen Freunden spielen kann, ausgegrenzt und deportiert wird. Ein Beispiel zum Veranschaulichen der Methodik: Die Betroffenen durften nicht sehr viel mitnehmen, als sie deportiert wurden. Dem Kind wird die Möglichkeit gegeben, selbst einen kleinen Koffer zu öffnen mit seinem spartanischem Inhalt, um anschaulich zu machen, was die Vorschriften bedeuten.
10 Gourevitch, Philip: Behold Now Behemoth, in: Harper's Magazine, Juli 1993, S. 55-62, hier S. 60. Der Autor kritisiert das Museum heftig ("One more american theme park"). Dies hat eher seine Ursache darin, daß er zwar in den USA geboren, aber Kind von NS-Flüchtlingen ist. Als Kind hatte er Alpträume: "The Nazis are coming." (ebd., S. 55). Nachdem er in seinem Beitrag den Film beschrieben hat, kommentiert er weiter: "But I felt the way I did when I was a child waking from my nightmare." (ebd., S. 60) Beim Gang durch das Museum habe ich mich oft gefragt, wie das auf Überlebende wirkt, die ihre Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet haben. Es müßte alte, noch nicht vernarbte, Wunden aufreißen.
11 Paasch, Rolf: Mit allen Mitteln wider das Vergessen, in: Frankfurter Rundschau vom 23. 4. 1993, S. 3.
12 Dieser Waggon dient oft als Negativ-Beispiel für einen Disney-World-Park. Während des NS wurde er für Deportationen nach Treblinka eingesetzt. Vgl. hierzu "In Washington wird am heutigen Donnerstag das 'United States Holocaust Memorial Museum' eingeweiht", in: Neues Deutschland vom 22. 4. 1993, S. 14.
13 Leon Wieseltier: After Memory, in: The New Republic vom 3. Mai 1993, S. 16-26, hier S. 21f. Auf diesen Turm mit seinen eindrücklichen Bildern wird in der Presse ausgesprochen häufig verwiesen.
14 Ther, Philipp: Hunderte Augen aus Ejszyski schauen dich an, in: Berliner Zeitung vom 22. 4. 1993, S. 3.
15 Giovannini, Joseph: Konstruktion des Grauens, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. 5. 1993. Auf die Architektur kann hier nicht en Detail eingegangen werden, Sprache versagt angesichts des gelungenen Versuchs, den Holocaust in eine architektonische Form umzusetzen. Vgl. hierzu genauer den Beitrag des Architekten Freed, James Ingo: Das United States Holocaust Memorial Museum, in: Young, James E. (Hrsg.): Mahnmale des Holocaust, München 1994, S. 63-77.
16 Natürlich war die deutsche Teilung eher ein Ergebnis der Blockgegensätze als direkt des Nationalsozialismus. Trotzdem gilt: Ohne deutschen Krieg keinen Nachkrieg.
17 Diese Frage ist natürlich schwer zu beantworten. Sieht man von der üblichen Schlußstrich-Mentalität ab, die häufig in Umfragen untersucht wird, werden Details kaum abgefragt. In einer Untersuchung von 1131 Jugendlichen (davon 610 Schüler aller Schularten zwischen 15 und 18 und 521 Studenten der Universität Wuppertal zwischen 20 und 25) zeigten sich besonders bei den Schülern auffällige Wissenslücken. Nur die Hälfte der Schüler konnte aus vorgegebenen Antworten Treblinka als Vernichtungslager beschreiben. Ebenso nur wenig über 50% der Schüler gaben korrekte Antworten auf die Fragen nach "Euthanasie" und Nürnberger Gesetzen. Vgl. Brusten, M./Beiner, F./Winkelmann, B.: The relevance of the Holocaust for the current Perspectives of German Youth, in: Brendler, Konrad/Rexelius, Günter: Drei Generationen im Schatten der NS-Vergangenheit, Wuppertal 1991, S. 164-186, hier S. 168.
18 Niethammer, Lutz: Juden und Russen im Gedächtnis der Deutschen, in: Pehle, Walter H. (Hrsg.): Der historische Ort des Nationalsozialismus, Frankfurt a. Main 1990, S. 114-134, hier S. 123.
19 Gilman, Sander L.: German Reunification and the Jews, in: ders./Katz, Steven T. (eds.): Anti-Semitism in Times of Crisis, New York 1991, S. 372-390, hier S. 374.
20 Mommsen, Hans: Was haben die Deutschen vom Völkermord gewußt?, in: Pehle, Walter H. (Hrsg.): Der Judenprogrom 1938, Frankfurt a. Main 1988, S. 176-200, hier S. 200.
21 Ich benutze hier absichtlich diese Gegenüberstellung, denn im Rahmen eines studentischen Projektkurses an der FU Berlin zum Thema "Ausländerfeindlichkeit in Berlin und Brandenburg" verwechselte eine 16jährige Schülerin aus Ost-Berlin Sachsenhausen mit Auschwitz. Sie war überzeugt, Auschwitz mit ihrer Schulklasse besucht zu haben (obwohl es Sachsenhausen war). Vgl. Biegel, Thomas: "... wenn man vollkommenen Kommunismus hätte ..." - Intensivinterviews mit "rechten" Jugendlichen aus Berlin-Marzahn (unveröffentlichtes Manuskript), S. 139.
22 Quack, Sibylle: Das Bewahren des Grauens, in: vorgänge Nr. 1/94, S. 35-47, hier S. 45.
23 Garbe, Detlev: Gedenkstätten: Orte der Erinnerung und die zunehmende Distanz zum Nationalsozialismus, in: Loewy, Hanno (Hrsg.): Holocaust: Die Grenzen des Verstehens, Reinbek b. Hamburg 1992, S. 260-284, hier S. 271.
25 Das heißt natürlich nicht, daß politische Opposition ein Verbrechen ist. Nur innerhalb des staatlichen Systems der DDR war dies so. Völlig unschuldig heißt hier, daß sogar Menschen inhaftiert wurden, die noch nicht einmal opponiert haben. Vgl. z. B. Steyer, Claus-Dieter: Euer Junge kehrt nicht mehr zurück, in: Der Tagesspiegel vom 10. 7. 1994, S. 3.
26 Paasch, Rolf: a. a. O. Das Museum sollte m. E. allerdings nicht in Dachau stehen, sondern in Berlin, in der alten und neuen Hauptstadt!
27 Rubenstein, Richard L./Roth, John K.: a. a. O., S. 324.
28 Ther, Philipp: a. a. O., S. 3.
29 Jaspers, Karl: Die Schuldfrage, München 1987, S. 17f.
30 Sofsky, Wolfgang: Die Zuschauer der Gewalt, in: Universitas, Heft 7/1994, S. 621-626, hier S. 625.
33 Marx, Peter: Bestürzung über die unsägliche Tat, in: Der Tagesspiegel vom 26. 7. 1994, S. 3.