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zur Problematik des Gedenkens an die Opfer des Holocaust

 

Am 17. März wurde die Entscheidung gefällt: Es gibt zwei erste Preise und damit zwei favorisierte Entwürfe der Jury für "Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas". Eine breite und vor allem öffentliche Diskussion über den Sinn und Zweck eines solchen Denkmals aber gab es erst, als der künstlerische Wettbewerb bereits ausgeschrieben war, mit der Ausschreibung bereits einige Festlegungen erfolgten, z. B. welche Opfergruppen der Begriff "Holocaust" umfaßt, auch wenn das Wort nicht im Denkmals-Titel enthalten ist.

Die Ausführungen thematisieren die wesentlichen Aspekte der ausgebliebenen Diskussion. Welchen Anforderungen muß ein solches Denkmal (besser: Mahnmal) in Deutschland genügen ? Hierfür ist es notwendig, den Begriff "Holocaust" zu definieren, zu fragen, warum die Aufarbeitung des Nationalsozialismus anfänglich verdrängt wurde. Es wird gezeigt, daß die Verdrängung auch auf unterschiedliche Erfahrungswelten während des NS zurückzuführen ist und daß sich dieser Sachverhalt auch auf Mahnmale auswirkt

Da ein Mahnmal Ausdruck des kollektiven Gedächtnisses ist, werden auch einige empirische Ergebnisse zum Thema Nationalsozialismus und Holocaust vorgestellt Hieraus ergeben sich weitere Implikationen für ein solches Mahnmal. Abschließend wird geklärt, inwiefern die beiden Entwürfe den Anforderungen gerecht werden.

 

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2. Begriffsdiskussion

2.1 Holocaust
2.2 "Gedenken" versus "Trauern"

2.1 Holocaust

Schon der häufig verwendete Begriff "Holocaust" ist nicht unumstritten. Der Begriff "Holocaust" stammt aus dem griechischen (holokaustos), über das Lateinische (holocaustum) transportiert und bedeutet "Ganzopfer" (für einen Gott).(1) Mit dieser Übersetzung wird ein neues begriffliches Problem deutlich, daß einer Klärung bedarf. "Opfer" kann die Bedeutung von "Opfergabe" sein. In der Umgangssprache wird aber meist eher "Unfallopfer" assoziiert, so daß "Holocaust" bzw. "Brandopfer" eben keine Opfergabe heißen soll. Da im Folgendem aber auch religiöse Konnotationen nicht ausgeschlossen werden können, ist diese Klärung notwendig.(2) "Opfer" heißt hier also "Verfolgter".

Der Begriff wurde erst 1979 durch die Ausstrahlung des mehrteiligen amerikanischen Fernsehfilms "Holocaust" in Deutschland populär. Vielfach wird angenommen, daß erst durch diese Serie der Begriff überhaupt definiert wurde als "die Vernichtung der europäischen Juden".(3) Übersehen wird dabei, daß die Produzenten der Serie den Begriff ebenfalls nur übernahmen. Der Begriff wurde von Elie Wiesel bereits Ende der 50er Jahre eingeführt, zum erstmals gedruckt liegt er 1963 vor.(4) Wiesel verweist dabei auf die sg. "Akedah" ("Bindung").(5) Die Akedah ist für Juden ein Schlüsselereignis des Alten Testaments und meint die Opferung Isaaks durch Abraham (Genesis, Kapitel 22). "All of Jewish history can actually comprehended in that chapter. I [Wiesel, der Verf.] call Isaac the first survivor of the Holocaust because he survived the first tragedy. Isaac was going to be a burnt offering, a korban olah, which is really the Holocaust. The word 'holocaust' has a religious connotation Isaac was meant to be given to God as a sacrifice."(6) Die Parallelen zum Holocaust sind offensichtlich: Isaak wehrte sich nicht. Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß es natürlich auch jüdischen Widerstand gab (Warschauer Ghetto, der Aufstand in Sobibor und Treblinka usw.). Außerdem war Isaak der einzige Sohn Abrahams und der entscheidende Vorgänger des Volkes Israel. Wäre er geopfert worden, hätte das Volk Israel nicht entstehen können, es wäre vernichtet worden, bevor es überhaupt hätte existieren können.(7) Somit ist Wiesels Definition eher partikularistisch, was den Umfang der Opfergruppen betrifft.

Wichtiger als die religiösen Konnotationen ist eben diese Frage, welche Opfergruppen der Begriff "Holocaust" umfaßt. Grundsätzlich gibt es zwei sich gegenseitig ausschließende Definitionen. Simon Wiesenthal definierte ihn universalistisch wie folgt: "The Holocaust is the destruction of six million Jews and five million non-Jews by the Nazis and their collaborators during World War II."(8) Diese Position wurde übrigens vom United States Holocaust Memorial Museum in Washington übernommen bzw. sogar vom Präsidenten auferlegt.(9) Kren/Rappoport definieren ihn ebenfalls universalistisch: "Between 1941 and 1945, the Nazi government of Germany systematically killed millions of men, women, and children because they were Jews, Gypsies, or Slavs defined by racist ideology as threatening to Germanic ideals. This event has come to be called 'the Holocaust'."(10)

In Deutschland scheint die partikularistische Interpretation zu überwiegen. Dies wird z. B. an der Ausstellung "Mahnmale des Holocaust" deutlich. Diese Ausstellung wurde von New Yorker Leo-Baeck-Institute übernommen, weswegen im einleitenden Ausstellungstext die universale Interpretation erläutert wird. In der deutschen "Übersetzung" jedoch wird der Holocaust als ausschließlich Juden betreffendes Ereignis beschrieben. Dies hat m. E. seine Ursache darin, daß in Deutschland "Universalismus" viel eher "Relativismus" oder sogar "Revisionismus" bedeuten kann. Deutlich wird dies an einem Kommentar Michael Wolffsohns, der nicht nur Hochschullehrer, sondern vor allem enger Vertrauter und Berater des Bundeskanzlers Helmut Kohls ist, zum USHMM: "It was a mistake for the museum not to include other cases of genocide."(11) Genozid heißt hier eben nicht nur der Mord an Juden, Sinti und Roma usw. im NS, sondern auch der Mord an armenischen Christen, der Mord an den Indianern usw. Dies dient natürlich der Relativierung der deutschen Vergangenheit. Bei einer solchen Sichtweise ist man vor allem in Deutschland bestrebt, beispielsweise auch alliierte Bombardements auf Dresden, Hamburg, Berlin usw. einzubeziehen. Die politische Kultur erlaubt hier lediglich die partikularistische Interpretation des Holocaust. Aus diesem Grund wird der Begriff auch nur in dieser engen Definition verwendet.(12)

2.2 "Gedenken" versus Trauern"

"Trauerarbeit", "Gedenken", "Gedenktage", "Erinnerungsarbeit" sind Begriffe, die häufig völlig synonym verwendet werden. Synonym können allenfalls "Erinnern" und "Gedenken" verwendet werden, nicht jedoch "Trauern".

Bei der Trauer handelt es sich nach Freud um einen individuellen psychologischen Loslösungsprozeß von einem geliebten Objekt. "Worin besteht nun die Arbeit, welche die Trauer leistet ? Ich [Freud, der Verf.] sage, daß es nichts Gezwungenes enthalten wird, sie in folgender Art darzustellen: Die Realitätsprüfung hat gezeigt, daß das geliebte Objekt nicht mehr besteht, und entläßt nun die Aufforderung, alle Libido aus ihren Verknüpfungen mit diesem Objekt abzuziehen."(13) In Mitscherlichs "Unfähigkeit zu trauern" heißt es: "Bei der Analyse des seelischen Geschehens, daß die Trauer ausmacht, finden wir den Schmerz und den Verlust eines Wesens, mit dem der Trauernde in einer tiefer gehenden mitmenschlichen Gefühlsbeziehung verbunden war." Gemeint ist hier präzis die Trauer um den nach den Mitscherlichs geliebten Führer. Kernthese des Werkes ist, daß die Unfähigkeit der Trauer um den Führer die Trauer um die Ermordeten unmöglich mache.

Hier kommt ein offensichtlicher Widerspruch zum Vorschein: Wenn Trauer eine Reaktion auf den Verlust eines geliebten Wesens ist, wie kann dann um die Opfer des Holocaust getrauert werden ? Das deutsch-jüdische Verhältnis - bzw. genauer das christlichjüdische Verhältnis (Juden waren auch Deutsche)(14) - war eher von sozialer Distanz geprägt als von Nähe. Aus diesem Grund kann nicht um die Opfer getrauert werden. Ein Weiteres spielt eine wesentliche Rolle. Die überwältigende Mehrzahl der Ermordeten (95%) stammte aus dem Ausland.(15) Somit handelt es sich bei den Ermordeten um völlig unbekannte Menschen. Trauer als Nahemotion ist somit keine adäquate Reaktion. Bei den Mitscherlichs scheint eine Begriffskonfusion vorzuliegen, denn im Kapitel 1/3 ("Erfolgreiche Abwehr einer Melancholie der Massen") heißt es, nach dem der Befehlsnotstand problematisiert wurde: "Bei diesen Versuchen, schuld abzuschütteln, wird bemerkenswert wenig der Opfer gedacht. [Hervorhebung: der Verf.]"(16) Diese Konfusion wird im Fortsetzungswerk "Erinnerungsarbeit" fortgeführt, denn es trägt den Untertitel "Zur Psychoanalyse der Unfähigkeit zu trauern".(17)

"Trauer" als Nahemotion kann kaum ein adäquates Verhalten für Deutsche sein, erst recht nicht für nachgeborene Generationen. "Gedenken" ist die eher adäquate Reaktion auf den Nationalsozialismus. Erstmals eindeutig und in unserem Sinn definiert wird der Begriff in einer weiteren Publikation: "Die Fähigkeit zu trauern bedeutet, sich erinnernd mit den Opfern, den Verlorenen zu identifizieren und die Fähigkeit zum Mitgefühl zurückzugewinnen, auch zum Mitgefühl mit sich selbst, was etwas anderes ist als Selbstmitleid."(18) Erinnern soll also Einfühlung in die Opfer und Mitgefühl ermöglichen. Aber auch dies ist noch immer kein Trauern im Freudschen Sinn, da es sich um die Verfolgten und Ermordeten um keine geliebten Menschen handelt. Aus diesem Grund müßte im obigen Zitat "trauern" durch "gedenken" ersetzt werden.

 

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3. Das kollektive Gedächtnis

3.1 Die Konstituierung des Gedächtnisses

3.1.1 Die Kluft der Erfahrungswelt
3.1.2. Die Überwindung der Kluft durch die Geschichtsschreibung

 

3.2 Die Fortführung des Risses in der Denkmalspolitik

3.3 Der Ausweg aus dem Dilemma: eine spezielle Holocaust-Symbolik

3.4 Der Nationalsozialismus im Gedächtnis der Deutschen: einige empirische Ergebnisse

 

 

3. Das kollektive Gedächtnis

3.1 Die Konstituierung des Gedächtnisses

3.1.1 Die Kluft der Erfahrungswelt

In pluralistischen Gesellschaften gibt es nicht "das", d. h. homogene, kollektive Gedächtnis. Dies gibt es nicht einmal in Diktaturen. Allerdings wird dort durch Propaganda versucht, ein solches anzuerziehen und durch propagandistische Maßnahmen (Gedenkfeiern, Aufmärsche, Reden usw.) ein einheitliches Gedächtnis nach außen zu präsentieren, das aber kein Äquivalent im Inneren haben muß. Das kollektive Gedächtnis wird von Gruppen konstruiert, die ähnliches erlebt haben. Der Einzelne identifiziert sich mit den der Gruppe wichtigen Ereignissen, darüber hinaus auch mit Ereignissen, die nicht in die unmittelbare Erfahrungswelt des Individuums liegen müssen.(19) Erinnert werden

  • positive Erlebnisse bzw. Erfahrungen
  • und für den Einzelnen negative Erlebnisse (sofern sie nicht verdrängt werden müssen, wenn sie traumatischer Natur sind).

Hierin liegt zunächst einmal eine Kluft bezüglich des Gedenkens an die Opfer des Holocaust: Die Erfahrungen, die Häftlinge in den Lagern gemacht haben, sind nicht die der deutschen Mehrheit der Mitläufer. Nur wenige haben die Zustände in den Lagern mit eigenen Augen gesehen und wenn, dann zumeist als Täter oder "nur" Mitläufer, damit aber grundsätzlich nicht mit den Augen der Opfer, von deutschen Häftlingen natürlich abgesehen.

Die Erfahrungswelt der Opfer ist eine grundsätzlich andere als die der Täter und Mitläufer. Nur die wenigen Deutschen, die von den Alliierten unmittelbar nach Kriegsende gezwungen wurden, Konzentrationslager zu "besichtigen", konnten sich in etwa ein Bild von den dortigen Zuständen machen. Bedacht werden muß, daß die Lager auf deutschem Boden "nur" Konzentrationslager waren, aber keine Vernichtungslager.(20) Auch das Morden der Einsatzgruppen und der Wehrmacht in der Sowjetunion und in Polen konnte so nicht thematisiert werden.

Diejenigen, die direkt am Morden beteiligt waren, waren entweder ideologisch zu indoktriniert, um sich in die Opfer einfühlen zu können, oder aber andere Mechanismen verhinderten Einfühlung, z. B. Versprechungen der Vorgesetzen (mehr Urlaub, Beförderung usw.).(21) Außerdem hatten sie verständlicherweise kaum Interesse, ihre Rolle im Mordprozeß zu analysieren. Hier ist "Verdrängung" der richtige Begriff. Die Mehrzahl der Deutschen war nicht direkt am Holocaust beteiligt Sie sahen "nur" die Deportationen, die Kriegsgefangenen und andere Häftlinge in den Außenkommandos der KZs, die Ausschreitungen der SA gegen Juden beispielsweise am 9. November 1938. Aus geheimen Lage- und Stimmungsberichten des SD wissen wir heute, daß sich gerade beim Pogrom zum erstenmal Schamgefühle in der Bevölkerung einstellten.(22) Diese konnten jedoch wieder kaschiert werden, weil das Dritte Reich für den Angepaßten auch seine guten Seiten hatte, z. B. der KdF-Tourismus, der billige Volksempfänger für jeden usw. Der Terror und der Mord wurde erkauft durch diese "guten" Seiten im NS.(23) Dies ist ein wesentlicher Grund dafür, daß die Erfahrungswelten sich fundamental unterscheiden, diese "guten" Seiten häufig betont werden.(24) Erschwerend hinzu kommt noch, daß die "Volksgemeinschaft" eher ein Propaganda-Bild war. Für den Einzelnen bedeutete das Dritte Reich Atomisierung und Rückzug ins Privatleben.(25) Negativ erinnert werden aber die Kriegsfolgen. Ein kurzer Blick auf das Geschehen in allen Facetten offenbart, daß das, was gemeinhin als "Verdrängung" bezeichnet wird, auch - aber nicht ausschließlich - nachvollziehbare Ursachen im Nachkriegsdeutschland hatte.

Die unmittelbare Nachkriegssituation war von eigenen Sorgen geprägt: Sorgen um verschollene Soldaten, zerbombte Städte, wenig Essen usw. Also keine Situation, um kritisch Vergangenes zu reflektieren. "Der Zusammenbruch, die Bombardierungen, die Verstümmelungen, die Toten, die Vertreibung wie die Gefangenschaft und der Hunger werden als eine ebenso archaische Strafe aufgefaßt, die man gerade noch überlebt hat. Aber solch ein Straferleben vollzieht sich nicht auf einer einsichtsvollen und das Schicksal annehmenden Ebene, sondern weitgehend im Unbewußten. Auch wurde vieles, was die Alliierten taten und anordneten, einschließlich der intensiven Schuldpropaganda, ebenfalls bewußt als Strafe aufgefaßt, bis hin zu den Demontagen, die in der DDR besonders lange anhielten. Diese Dimension der Wirkung des Bombenkrieges, des Kriegsendes, der Vertreibung und Zerstörung als archaische Strafe wird bei den Mitscherlichs kaum erwähnt Es fehlt fast von Anfang an eine Bereitschaft zur Einfühlung."(26) Diese Kriegserfahrungen waren die unmittelbare Erfahrungswelt der meisten Deutschen. Hieraus erklärt sich auch, daß zunächst hauptsächlich Mahnmale gegen den Krieg errichtet wurden und natürlich Denkmäler für die Gefallenen. In der Denkmalspolitik setzt sich die Struktur des Dritten Reiches, d. h. die unterschiedlichen Erfahrungswelten, fort: Eine Bürgerinitiative setzte sich beispielsweise in den 50er Jahren für den Erhalt der Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche als Mahnmal ein. Die Überreste der Synagoge in der Levetzowstraße dagegen wurde abgerissen, niemand interessierte sich dafür.(27)

Auf die Notwendigkeit einer Erfahrungsübereinstimmung hat allerdings bereits Halbwachs hingewiesen, denn "es müssen genügend Verbindungspunkte [...] bestehen, damit die [...] Erinnerung auf einer gemeinsamen Grundlage rekonstruiert werden kann."(28)

3.1.2 Die Überwindung der Kluft durch die Geschichtsschreibung

Diese völlig unterschiedlichen Erfahrungen, die Täter bzw. Mitläufer und Opfer im Dritten Reich gemacht haben, können und müssen überbrückt werden. Eine Schlüsselposition kommt dabei dem Historiker und der Geschichtsschreibung zu. "Die Schwierigkeit bei der Erforschung der seelischen Folgen des Nationalsozialismus besteht nun darin, daß der Völkermord für die meisten Deutschen etwas Abstraktes blieb. Man ahnte und wußte, man sah und vermutete, man duldete und tat seine Pflicht -und ansonsten war man froh, damit nichts zu tun zu haben. [...] Das Ausmaß und die Technik des Völkermordes waren erst nach 1945 eine unbezweifelbare Tatsache. Aber die Belege wurden über die Medien vermittelt, selten über die eigene Anschauung. (Hervorhebung: der Verf.]"(29)

Die Kluft zwischen den Erfahrungswelten als "kriegsgeschädigter" Mitläufer und Häftling in einem KZ trug Weiteres dazu bei, seine eigene Rolle nicht zu überdenken. Mehr noch: Diejenigen, die als Verfolge gelitten haben, und schon früh auf ihr Leiden aufmerksam machen wollten, wurden auch deswegen überhört, weil dieses Bild des NS nicht mit den Erfahrungen des Mitläufers übereinstimmte bzw. nicht zusammenpaßte. Beim Thema "Holocaust" steht man auch vor einem Wahrnehmungs- und Verständnisproblem. Das Erzählte war so ungeheuerlich, daß es einfach nicht stimmen konnte. Darüber hinaus entlasteten die Kriegsverbrecherprozesse (insbesondere das Nürnberger Tribunal, weil hier die Hauptkriegsverbrecher vor Gericht standen) den "einfachen" Mitläufer. Er konnte sich als Opfer einer kriminellen Clique fühlen. Die Verantwortlichen waren diejenigen der Anklagebank. Der Frage, was denn die Hauptkriegsverbrecher ohne die Mitläufer wären, wurde somit nicht nachgegangen. Dies würde dann eben die eigene Mitschuld aufdecken.

Dies korrespondiert durchaus mit den entsprechenden Geschichtsbildern, die sich auch in entsprechenden Mahnmalstexten niederschlägt. So fehlt in den ersten Mahnmalstexten aus dem Zeitraum 1945-50 jegliche Information über die Täter, spätere Texte werden zum Teil funktionalisiert (Kalter Krieg), so daß als Folge schließlich meist nivellierende Mahnmalstexte das Resultat sind. Nivellieren bedeutet hier, daß alle Opfer der Nationalsozialisten sind, sowohl die Mitläufer, die verführt und durch Terrormaßnahmen eingeschüchtert wurden als auch die tatsächlich Verfolgten.(30) Diese Auffassung hat durchaus Parallelen in der wissenschaftlichen Aufarbeitung. Die Totalitarismustheorie wurde zunehmend antikommunistisch angewandt. "Die - einseitig personalisierende Betrachtung transzendierende - Totalitarismustheorie prägte das Bild des Herrschaftssystems des Dritten Reiches. So wurde der manipulative und terroristische Charakter der NS-Herrschaft betont; das Dritte Reich wurde als monolithischer Führerstaat gesehen."(31) Dabei entlastete man sich von der eigenen Verstrickung durch die Analyse der "großen" des Dritten Reiches. "Die Betrachtung der Geschichte der NS-Zeit war vielfach auf Hitler fixiert, wobei der Führer-Mythos des Dritten Reiches fortwirkte und - auch bedingt durch die Quellenlage - die Perspektive der Historie bestimmte. Wenn Hitler die "Dämonie der Macht" verkörperte, so war es nur verständlich, dieser Dämonie erlegen zu sein. Zweifellos hatte diese Hitler-Zentrierung für die Gesellschaft (und die Beteiligung an der NS-Diktatur) eine entlastende Funktion."(32)

Erst die sg. "Dritte Generation", also die Enkelgeneration, konnte die Fragen stellen, sich verstärkt mit der Geschichte auseinandersetzen und die inzwischen differenzierten Ergebnisse der Geschichtsforschung annehmen.(33)

Und dies ist die Rolle des Historikers: Er muß dieser und nachfolgender Generationen die Geschichte nahebringen. Dies ist mit zunehmender zeitlicher Distanz ein eher kognitiver als emotionaler Prozeß, weil die eigene Familiengeschichte eine immer unwesentlichere Rolle spielen wird. Der Historiker muß die unangenehmen Aspekte der Geschichte festhalten, weil diese ungern im individuellen Gedächtnis festgehalten werden.

Dies gilt erst recht, wenn sich die Erfahrungen so fundamental unterscheiden und deswegen zunächst nicht im Gedächtnis der Mitläufer enthalten sind.

3.2 DIE FORTFÜHRUNG DES RISSES IN DER DENKMALSSYMBOLIK

Die markantesten Beispiele für die christlich-abendländische Art zu gedenken, finden sich in den ehemaligen Konzentrationslagern selbst, insbesondere in Polen: Häufig ist Asche der Ermordeten aufbewahrt Im Stammlager Auschwitz steht eine kleine Urne, dieser Gedenkort ist eindeutig christlich besetzt. In überdimensionierter Form findet sich dieses Motiv auch in Majdanek.

Sieht man davon ab, daß nicht nur Asche von Ermordeten Juden aufbewahrt werden kann, weil eben auch andere ermordet wurden, verstößt das Aufbewahren der Überreste gegen den jüdischen Glauben. Hiernach müßten alle Überreste begraben werden. Dies gilt auch für die in Auschwitz (Stammlager) ausgestellten Haare. Hieran wurde allerdings noch kein Anstoß genommen. Schwerwiegender aber war die Errichtung eines Karmeliter-Klosters im Stammlager Auschwitz, was von jüdischer Seite zu recht als einseitige Okkupation des Ortes angesehen wurde.(34) In Birkenau versuchten junge Polen, den jüdischen und christlichen Opfern an einem Ort zu gedenken, wo sich viele Massengräber befunden haben. Das Ergebnis war, daß sie Holzkreuze und Davidssterne errichten. Die Davidssterne sind ihrerseits jedoch ebenfalls an Kreuzen errichtet, was leicht als abstraktes Symbol für Jesus am Kreuz interpretiert werden kann. Young spricht von "crucified stars of David".(35) Eng verknüpft ist hiermit die Heiligsprechung Maximilian Kolbes, die diesen Ort zu einem Wallfahrtsort für Katholiken macht.(36)

Diese einzelnen Manifestationen der Erinnerung entsprangen mit Sicherheit keinem zielgerichtetem Plan, Auschwitz ausschließlich katholisch zu besetzen. Dennoch ist hierfür einerseits die katholische Tradition Polens verantwortlich, andererseits die Geschichte selbst: Zum einen wahrscheinlich der traditionelle Antisemitismus Polens, aber eben auch der Nationalsozialismus. Für Polen wurde Auschwitz das Symbol der Unterdrückung. Diese Geschichtsbesetzung ist war möglich, weil die Deutschen ca. 90% der in Polen lebenden Juden ermordeten. Es fehlte an Protest.

Dieses Fortwirken des Nationalsozialismus läßt sich auch in Deutschland beobachten, denn auch wird relativ wenig Rücksicht auf jüdische Traditionen genommen. Das am meisten diskutierte Beispiel ist die Neue Wache, auch hier wird in christlich-abendländischer Tradition (Pietà) gedacht, sieht man von der Opfer-Täter-Vermischung ab.

Ein weiteres Beispiel ist das Mahnmal für die deportierten Juden in Hannover. Bei diesem abstrakten Mahnmal wird die Symbolik einer stumpfen Pyramide verwendet Die Pyramide aber ist in der jüdischen Tradition ein Symbol der Unterdrückung (Juden in Ägypten). Außerdem manifestiert sich hier auch ein christliches Versöhnungsmotiv: Passanten sollen auf Marmorstufen sitzen, auf denen die Namen der Opfer eingraviert sind.(37) Diese Beispiele, die nur einen fragmentarischen Charakter haben können, zeigen, daß man sich der christlichen Gedenktradition nur schwer entziehen kann und dieses eben mit jüdischer Tradition kollidiert.

Die Verwendung explizit jüdischer Symbole ist ebenso problematisch, weil sie Nicht-Juden selten bekannt ist, sieht man von Davidssternen ab. Am Siegmundshof 11 in Berlin-Tiergarten erinnert eine stilisierte Menorah an eine zerstörte jüdische Schule der orthodoxen Gemeinde Adass Jisrael. Nur diejenigen, die sich die Mühe machen, die angebrachten Texttafel zu lesen, können wissen, an was das Mahnmal erinnert.

3.3 DER AUSWEG AUS DEM DILEMMA: EINE SPEZIELLE HOLOCAUST-SYMBOLIK

Um ein gemeinsames Gedenken zu ermöglichen, aber auch um den Gegenstand (den Holocaust), an dem erinnert werden soll, unmißverständlich zu verdeutlichen, scheint sich eine spezielle Holocaust-Symbolik zu entwickeln. Diese ist im wesentlichen ein Ausdruck des durch die Medien vermittelten kollektiven Gedächtnisses. Ein häufig verwendetes Symbol sind Eisenbahnwaggons. Sie fanden bereits beim Künstlerwettbewerb 1959 in Auschwitz-Birkenau im Entwurf Verwendung. Der Entwurf wurde jedoch nicht realisiert.(38) In den 80er Jahren wurde das Mahnmal für die zerstörte Synagoge in der Berliner Levetzowstraße geschaffen. Die Synagoge diente wahrend des Nationalsozialismus als Sammelplatz für Deportationen. Aus diesem Grund wurde u. a. ein stilisierter Waggon verwendet Hier wird noch eine andere Holocaust-Metapher verwendet: Menschen als "Pakete". Die Deportierten werden als verschnürte Pakete dargestellt, um die Entindividualisierung und den Massencharakter darzustellen. Ähnliches fand sich auch im internationalem Museum (jetzt Neues Museum) in Sachsenhausen: Dort stand eine Figurengruppe, dessen Körper als Kasten dargestellt wurde.(39) Die Tendenz, das Leid der Inhaftierten durch symbolisierte Menschenkörper darzustellen, findet sich beispielsweise noch in Majdanek: Dort werden in sich verschlungene Körper monumental dargestellt Umgesetzt wird das Bild, daß sich den Sonderkommandos bot, als sie die Gaskammern öffneten. In Dachau wird der Stacheldraht verwendet: Menschen werden in Form des Stacheldrahtes dargestellt, um die Situation im Lager künstlerisch umzusetzen.

An diesen Darstellungsformen ist zu kritisieren, daß sie kaum einen Hinweis auf den Prozeßcharakter des historischen Geschehens geben, ein Mahnen ("Nie wieder !") dadurch erschwert wird, daß sie "nur" ein Ergebnis des historischen Prozesses künstlerisch präsentieren.

Ähnliches gilt aber auch für die Gedenkstätten an sich: "Da die Gedenkstätten gewissermaßen am Ende des Weges ansetzen, der zu Vernichtung und Holocaust geführt hat, besteht die Gefahr, der Totalität des Phänomens Nationalsozialismus nicht gerecht zu werden. In der Gedenkstättenarbeit sind deshalb verstärkt [...] Anfänge und Stationen der Verfolgung zu thematisieren. Also beispielsweise die alltägliche Diskriminierung, die Mechanismen öffentlicher Ausgrenzung, das behördliche Verwaltungshandeln und der lange Prozeß der Entrechtung."(40)

Mahnmäler dieser Art müssen also mit historischem Wissen gefüllt werden (z. B. schulische Bildung, Medien u. a.), damit sie ihren Zweck erfüllen. An den Orten ehemaliger Konzentrationslager ist dieses mit der eben gemachten Einschränkung die Regel, schwieriger wird es mit solchen Denkmälern, die an Orten stehen, dessen historische Bedeutung nicht unbedingt im Gedächtnis verankert ist, z. B. das Mahnmal in der Levetzowstraße, Putlitzbrücke, S-Bhf. Grunewald usw.

Die verschiedenen Darstellungsformen menschlicher Körper erschwert aber auch Einfühlung, der Betrachter könnte sich eher abgestoßen fühlen. Aus diesem Grund hat George Segals keine ausgemergelten Skelette, sondern "normale" Menschen als Vorbild für sein Mahnmal in Los Angeles verwendet Dies soll auch die Verbindung der Vergangenheit mit der Gegenwart erleichtern.(41)

3.4 DER NATIONALSOZIALISMUS IM GEDÄCHTNIS DER DEUTSCHEN: EINIGE EMPIRISCHE ERGEBNISSE

Ehrliches und aufrichtiges Erinnern setzt Kenntnisse über den Gegenstand, an dem erinnert werden soll, voraus. Wie oben dargestellt, obliegt es den Historikern, diese unangenehmen Kenntnisse zu vermitteln. Was aber detailliert im kulturellen Gedächtnis verankert wurde, ist schwer feststellbar, das empirische Material hierzu ist rar, insbesondere, was genauere Kenntnisse über den Nationalsozialismus im allgemeinen und den Holocaust im besonderen betrifft Darüber hinaus muß zwischen Ost- und Westdeutschland (d. h. zwischen den Bewohnern der ehemaligen DDR und "alten" Bundesrepublik) unterschieden werden. Eine weitere Einschränkung ist vonnöten: Die bisher gemachten Umfragen wurden nur unter Jugendlichen gemacht, so daß keine exakten Rückschlüsse auf ältere Generationen gezogen werden können. Bezüglich der Ost-West-Unterschiede gilt, daß Ostdeutsche Schüler stärker traditionellen Geschichtsbildern verhaftet sind. Das heißt z. B., sie assoziieren zum Begriff "Mittelalter" deutlich stärker als westdeutsche Schüler "eindrucksvolle Kirchenbauten", zu "Kolumbus" aber weniger den Massenmord an den Indianern u. ä.(42) Ostdeutsche zeigen sich zwar ein starkes historisches Interesse,(43) doch ist dies eher auf ein grundsätzliches Mißtrauen auf die DDR-Geschichtsschreibung zurückzuführen. Der Nationalsozialismus wird in Ostdeutschland stärker positiv assoziiert mit z. B. "Sicherheit und Ordnung", "Arbeit für alle" u. ä. Dies geht einher mit einem stärkeren Nationalismus.(44) Im Westen wird dagegen stärker der Mord an den Juden und die Sinnlosigkeit des Krieges assoziiert.(45) Insgesamt zeigt sich, daß die Verharmlosungstendenzen des NS sind im Osten deutlich stärker ausgeprägt sind. Darüber hinaus wird der NS stärker als eine abgeschlossene Epoche angesehen, die wenig auf die Gegenwart bezogen wird.(46) Dies entspricht der Geschichtsauffassung der ehemaligen DDR, denn für sie gab es offiziell eine Stunde Null. Die DDR verweigerte aus eben diesem Grund auch Wiedergutmachungsleistungen an Israel.

Wie bereits erwähnt, werden Detailkenntnisse kaum abgefragt Eine vergleichende Untersuchung zwischen ost- und westdeutschen Studenten (47) kommt u. a. zu folgenden Ergebnissen: Überraschend ist, daß es bei Studenten kaum statistisch signifikante Unterschiede zwischen Ost und West gibt, sowohl bezüglich des Faktenwissens als auch bezüglich der emotionalen Betroffenheit, Gegenwartbedeutung und persönliches Interesse am Holocaust. Allerdings lassen sich erhebliche Wissenslücken aufzeigen: Zwar gab immer eine Mehrheit eine richtige Antwort, doch zeugt es von fortdauerndes Desinteresse am Thema, daß zwar 39,8% im Westen und 36,2% im Osten wußten, was unter "Nürnberger Gesetzen" zu verstehen ist, doch hielten 28,8% (West) bzw. 35,5% (Ost) diese Gesetze für Rechtsverordnungen für das Nürnberger Tribunal 1945.(48) Deutlich wird, daß lediglich die Fragen nach den am ehesten relevanten Begriffen ("Reichskristallnacht", "Euthanasie" und "Endlösung") eine absolute Mehrheit korrekt beantworten konnte. Die Bedeutung der "Wannsee-Konferenz" konnten nur 46,1% (West) bzw. 42,6% (Ost) richtig angeben. Die Ergebnisse müssen m. E. als medienvermittelt betrachtet werden. Denn merkwürdig mutet an, daß eine deutliche Mehrheit weiß (75,8% im Westen, 69,5% im Osten), was der Begriff "Endlösung" bedeutet, aber nur noch 46,1% (West) bzw. 42,6% (Ost) die richtige Antwort zu "Wannsee-Konferenz" geben konnten, obwohl die Wannsee-Konferenz die Logistik zur Umsetzung der "Endlösung" zusammenführte. Auffällig ist, daß mehr als 90% der Befragten in Ost und West wußten, was "Reichskristallnacht" bedeutet Dies ist ein deutliches Indiz für eine zu "Holocaust"-bezogene Geschichtsbetrachtung. Die dafür notwendige Ausgrenzung ab 1933, der Mechanismus des Herrschaftssystems wird anscheinend weniger stark thematisiert.

Unter westdeutschen Schülern sind die Geschichtskenntnisse noch lückenhafter: Von "Reichskristallnacht" abgesehen, beantworteten nur ca. 50% die anderen Fragen korrekt.(49) Allerdings müssen regionale Curricula-Unterschiede beachtet werden, weil die Studie nicht im gesamten Bundesgebiet durchgeführt wurde.

 

 

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4. Ausblick: das "zentrale Denkmal für die ermordeten Juden Europas"

4.1 Anforderungen an ein Holocaust-Mahnmal in Deutschland

4.2 Die beiden erstplazierten Entwürfe in der Kritik

4.2.1 Der Entwurf um die Gruppe von Simon Unger
4.2.2 Der Entwurf um die Gruppe von Christine Jackob-Marks

Nachtrag 2005

 

4. Ausblick: Das zentrale "Denkmal für die ermordeten Juden Europas"
4.1 ANFORDERUNGEN AN EIN HOLOCAUST-MAHNMAL IN DEUTSCHLAND

 

Zunächst besitzt ein Holocaust-Mahnmal einen defizitären Charakter Die historischen Kenntnisse sind zu lückenhaft, so daß das Mahnmal keines für alle Deutschen sein kann, dies ist in pluralistischen Gesellschaften ohnehin nicht möglich. Ob ein Mahnmal diese Lücke füllen kann und vor allem soll, ist durchaus umstritten. Die Ausschreibung forderte zumindest nicht ausdrücklichen einen Verzicht von Dokumentationen zur Judenvernichtung.(50) Daß das Denkmal (besser: Mahnmal) keinen Dokumentationscharakter haben darf, wurde erst auf Nachfragen auf dem Colloqium am 11. Mai 1994 bekanntgegeben. "Ausstellung- und Dokumentationsräume sind jedoch im Sinne einer Doppelung vorhandener Einrichtungen nicht gemeint."(51)

Dennoch zeigt ein Blick in den Vorprüfbericht, daß viele (unter den ersten 50 Entwürfen - also unter den Nummern 1001 bis 1050 - rund zwei Drittel) eine Dokumentation zum Entwurf gehört.(52) Die Spannbreite reicht dabei von eher symbolischer Dokumentation bis hin zu ausführlichen Ausstellungen. Der Entwurf Nr. 1001 z. B. soll Wandflächen für Fotos, historische Dokumente und persönliche Gegenstände enthalten.(53) Dieser Entwurf besitzt eher eine symbolische Dokumentation. Anders z. B. der Entwurf Nr. 1003. Die Künstler sahen hier eine konkretere Dokumentation mit "'Information' (Aussonderung, Organisation, Lager), 'Gang der Toten' [...] und "Einzelschicksale' (u. a. 'Lebensgeschichte, persönliche Angaben')" vor.

Am weitesten gingen (und das war der Jury immerhin noch den 11. Rang wert)(54) die Künstler um Renata Stih und Frieder Schnock (Entwurf 1072) mit der Aufklärungsarbeit: Sie entwarfen eine Bushaltestelle für Busse, um Interessierte nach Auschwitz, Treblinka, Warschau und zu anderen Stätten des Terrors zu fahren. Volkmar Kurkhaus (Entwurf Nr. 1316) entwarf ein "mobiles Denkmal", das durch Deutschland fahren solle, um aktive Aufklärungsarbeit zu leisten. Diese Entwürfe entsprechen einerseits den Anspruch, ein ehrliches Erinnern durch das Aufzeigen historischer Fakten am Gedenkort selbst zu ermöglichen, andererseits aber ist dies auch auf die nicht eindeutige Wettbewerbsausschreibung zurückzuführen. Denn im Anhang der Ausschreibung befand sich noch Material über den Verein Perspektive Berlin e. V., dessen Vorstandsmitglied Lea Rosh die Initiative für ein solchen Mahnmal übernahm. Der Künstler Harald Szeemann entwarf die Grundidee, die in den Anhang der Ausschreibung zusammengefaßt wiedergegeben ist.(55) In dieser Konzeption heißt es u. a.: "Natürlich wird auch hier das Wissen um den Horror des Mordens an den europäischen Juden vorausgesetzt Doch im Gegensatz zu anderen Gedenkstätten [...], ist hier eine andere Form des Denkmals, der Besinnungsstätte gefordert. Kein Gedenkstein, nicht die Namen aller Ermordeten, nicht Augenzeugenberichte, nicht Angaben über die Maschinerie des Todes sind hier die primären Darstellungsmittel, sondern das Äquivalent in Form einer Ereignisstruktur, die Anklage, Erinnerungs- und Besinnungspotential synthetisch fasst, also einen neuen Denkmalstypus kreiert, den synthetischen, integrierten."(56) Dieser ist m. E. in Form des USHMM in Washington D.C. realisiert.(57) Der Grund, warum "nur" ein Mahnmal für die ermordeten Juden Europas entstehen soll, ist ebenfalls in der Geschichte des Fördervereins Perspektive e. V. zu finden. "Die Idee entstand 1988. Der Historiker Eberhard Jäckel und ich [Lea Rosh, der Verf.] drehten eine vierteilige Fernsehdokumentation über den Mord an den europäischen Juden. Wir standen in Yad Vashem, der großen israelischen Gedenkstätte für die ermordeten Juden Europas. Jäckel sagte zu mir, er denke seit langem, nämlich seit 1972, als er zum ersten Mal dort war, es müsse im Land der Täter ein ähnliches Denkmal geben wie hier im Land der Opfer. Mir leuchtete das sofort ein."(58) Über die bereits dargelegten Gründe der politischen Kultur war es auch die aktuelle Situation der Initiatoren, die zum Mahnmal beitrugen. Nicht unterschätzt werden darf der Einfluß Jäckels, der immer wieder Hitlers Antisemitismus in den Vordergrund stellte und deshalb folgerichtig ein solches Mahnmal forderte.(59) Diese Position trug er auch auf der Pressekonferenz am 17. März 1995 vor.

Öffentliche Kritik bezog sich außer auf der engen Definition des "Holocaust" auch auf den Standort (60) und auf den generellen Sinn eines Mahnmals. Nicht wenige sind der Meinung, daß es notwendig sei, die Originalorte zu markieren und finanzielle Mittel die historische Bildung zu stecken. Natürlich darf das Mahnmal nicht auf Kosten der Gedenkstätten gebaut werden, aber der Holocaust spielte sich nun nicht in Deutschland ab, sondern im Osten Europas. Schon aus diesem Grund versagen sg. Markierungsprojekte insofern, als sie nur die Vorstufen (die letzte war die Deportation) sichtbar machen können. In Anbetracht der Tatsache, daß viele Deutsche nicht wissen, daß 95% der Juden osteuropäische Juden waren, die noch nicht einmal aus Deutschland hinaus deportiert wurden, geraten diese somit ins Vergessen. An den Holocaust kann in Deutschland mit herkömmlichen Denkmälern nicht erinnert werden. Dieses legitimiert das geplante Mahnmal. Auf Grund des lückenhaften Wissens ist es aber eher "ein Stein des Anstosses". Das es nicht "die" Lösung geben kann, prämierte die Jury schließlich zwei Modelle mit den ersten Preis. Zwischen diesen beiden sollte eine Machbarkeitsstudie entscheiden. Die Entscheidung ist inzwischen gefallen: Sie fiel auf die Konzeption von Christine Jackob-Marks.

 

4.2 DIE BEIDEN ERSTPLAZIERTEN ENTWÜRFE IN DER KRITIK
4.2.1 Der Entwurf um die Gruppe von Simon Unger

Modellfoto

Das Mahnmal ist insofern ein herkömmlicher Entwurf, als es die Aufzählung von Namen der Konzentrationslager ohnehin schon gibt (z. B. Berlin-Wittenbergplatz), allerdings nicht in dieser Monumentalität.

Der Entwurf besteht im wesentlichen aus vier Stahlträgern (sg. "Doppel-T-Profil), auf denen die Namen verschiedener Konzentrationslager perforiert sind. Sie sind vom Innenraum des Quadrates zu lesen Auf dem Weg nach innen muß er [Der Besucher, der Verf.] unter der Last der 6 m hohen Stahlträger hindurch."(61) Die Namen der Lager bilden sich durch das Sonnenlicht sowohl auf den Boden als auch auf den Körpern der Besucher ab "und tauchen Sie [meint natürlich den Besucher, der Verf.] in den Schatten der Geschichte."(62)

Eine fundamentale Kritik muß an diesem Entwurf geäußert werden, an ihr wird auch deutlich, daß die Jury selbst von vornherein kein festes Konzept entwickelt hat oder es zumindest stillschweigend in Vergessenheit geriet: Dieser Entwurf ist keiner für ein Mahnmal für die ermordeten Juden Europas ! Da in vielen Lagern nicht nur Juden ermordet wurden (ausschließlich Juden wurden "nur" in den Lagern der "Aktion Reinhard" ermordet, also Belzec, Sobibor, Treblinka und noch Chelmno - letztgenanntes war kein Lager der "Aktion Reinhard"), kann nicht verhindert werden, daß auch Angehörige anderer Opfergruppen dort ihren Toten gedenken. Dies war allerdings nicht die Intention der Wettbewerbsausschreibung. Aber solch ein dynamisches Gedenken liegt in der Natur eines jeden Mahnmals. Da der Entwurf auf jede Symbolik verzichtet, die eine Verbindung zu jüdischen Traditionen aufweist, kann nicht verhindert werden, daß auch Angehörige anderer Opfergruppen (z. B. Homosexuelle) "ihrer" Toten gedenken, zumindest nicht inoffiziell. Aber auch auf offiziellen Gedenkveranstaltungen stößt man schnell auf Probleme. Man stelle sich vor, daß wenn Homosexuelle dort eine Gedenkveranstaltung abhalten wollen, dies mit der Begründung abgelehnt würde, daß dieses Mahnmal ausschließlich für Juden bestimmt sei.
Unger verweist zwar ausdrücklich auf die Nennung der Lagemamen auf den jüdischen Totengesang,(63) in dem diese Namen fallen, aber Homosexuelle beispielsweise würden umgekehrt auch nicht auf die Idee kommen, diesen Gesang auf sich zu beziehen und ihn auf Gedenkveranstaltungen zu singen. Aus diesem Grund ist dieses Mahnmal eines der Simon-Wiesenthal-Definition des Holocaust.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, was mit denjenigen ist, die nicht in Lagern ermordet wurden, sondern in Ghettos oder diejenigen, die von den Einsatzgruppen ermordet wurden. Diese sind nicht explizit im Mahnmalskonzept enthalten.

4.2.2 Der Entwurf um die Gruppe von Christine Jackob-Marks

Modellfoto

Der Entwurf sieht eine schräg ansteigende Grabplatte vor, auf denen die Namen von ca. 4,2 Millionen ermordeten Juden eingraviert sind. Ca. 1,8 Millionen Namen sind unbekannt. Damit diese nicht in Vergessenheit geraten, wird darauf ebenfalls hingewiesen. Die Platte ist mit Wegen versehen, so daß alle Namen gelesen werden können, sie gleichzeitig aber nicht betreten werden müssen. Dies schließt christliche Versöhnungsmotive aus.(64)

Die "Auswahl" der Namen lehnt sich an die Archiv-Liste in Yad Vashem an. Damit ist sichergestellt, daß zumindest alle bekannten jüdischen Ermordeten aufgeführt werden. Dieses macht das Mahnmal aber auch zu einem explizit "jüdischem" Holocaust-Mahnmal Der Entwurf sah vor, daß zusätzlich 18 Steine (sie stehen für die 18 Länder, in denen Juden ermordet wurden) aus Massada auf der Grabplatte plaziert werden. Damit sollte an die jüdische Tradition angeknüpft werden, Steine an Gräbern (statt Blumen wie im Christentum) zu hinterlassen. Dies wurde inzwischen zu recht verworfen, weil Massada das Land Israel symbolisiert. "Massada darf nie wieder fallen", hierauf müssen u. a. israelische Soldaten schwören. Das heißt konkret, daß das Land Israel nie wieder fallen darf. Massada hat nichts mit dem Holocaust zu tun. Die Künstler machten zunächst keine näheren Angaben, wie die Namen auf die Platte graviert werden sollten. Zunächst dachte die Jury daran, daß jeder Namen "kaufen" könnte, der dann eingraviert werden würde. Die Jury bewertete dies positiv, weil dieser Prozeß Jahre in Anspruch nehmen würde, somit das Mahnmal im Gespräch bliebe. Ein Name wurde dabei ca. 10 DM kosten.(65) Dies stieß bei Einigen auf Kritik, Ignatz Bubis sprach von einem Ablaßhandel. Inzwischen wird darauf verzichtet, die Gravur der Namen soll in die Finanz-Gesamtkonzeption aufgenommen werden. Dies Mahnmal sprengt mit Sicherheit den Finanzrahmen. 4,8 Millionen Namen a 10 DM verteuert das Mahnmal um 48 Millionen DM. Der Finanzrahmen sieht 15 Millionen DM vor, davon steuert der Bund fünf Millionen DM bei. Der Rest soll durch Spenden finanziert werden.

Das Mahnmal stößt inzwischen auf Kritik, insbesondere weil es sich nicht in das städtebauliche Konzept einfüge.(66) Dieses Argument verwendeten auch die Gegner der "Spiegelwand" in Steglitz. In diesem konkreten Fall hieß das, es sei zu auffällig. Kann bzw. darf ein Holocaust-Mahnmal sich in die Architektur der Umgebung einfügen ? Meines Erachtens Nein, denn "Einfügen" heißt auch "Anpassen" an die Umgebung. Damit würde es weniger auffällig werden. Schon die gegenwärtige Diskussion zeigt, daß das Mahnmal ein "Stein des Anstoßes" ist.

Nachtrag 2005

Obiger Text entstand 1995.

Am 10. Mai 2005 wurde das Mahnmal der Öffentlichkeit übergeben und eingeweiht. Keiner der Entwürfe aus dem ersten Wettbewerb wurde realisiert, erst die Ausschreibung führte zu einer öffentlichen Diskussion. Die Ergebnisse des ersten Wettbewerbs wurden allesamt verworfen, schließlich wurde ein weiterer eingeschränkter Wettbewerb ausgelobt, der nun zu einem Ergebnis führte. Auch die Realisierung des Sieger-Entwurfs von Peter Eisenman verlief nicht reibungslos. Entstanden ist ein Stelenfeld, rund 2700 Beton-Stelen befinden sich nun auf dem Gelände, hinzu kommt ein unterirdischer "Ort der Information".

 

 

Abkürzungen

APuZ: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung "Das Parlament"

Materialien: Reihe "Materialien" des Fritz-Bauer-Institutes

 

Bildnachweis

Die Modellfotos der beiden ersten Preise des Wettbewerbs zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas wurden den Teilnehmern der Pressekonferenz zur Entscheidung am 17. 3. 1995 im Haus der Parlamentarier in Berlin überreicht.

 

Literatur

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1 Vgl. Garber, Zev/Zuckermann, Bruce: Why Do We Call the Holocaust "The Holocaust" ? An Inquiry into the Psychology of Labels, in: Remembering for the Future. The Impact of the Holocaust on the Contemporary World, Vol II (Working Papers and Addenda), Oxford/London 1989 (Protokolle und Diskussionspapiere einer Konferenz in Oxford vom 10. -13. 7. 1988 und London am 15. 7. 1988), S. 1879-1892, hier S. 1880. Die Folgekonferenz Remembering for the Future II fand im Frühjahr 1994 in Berlin statt.

2 Dies ist notwendig, weil es natürlich auch religiöse Erklärungsansätze gibt, die beispielsweise davon ausgehen, daß Juden geopfert wurden, um Sünden zu vergeben. Einen Überblick und kurzer (aber nicht immer treffender Kritik) über die verschiedenen Erklärungsansätze bietet Heinsohn, Gunnar: Warum Auschwitz ?, Reinbek b. Hamburg 1995. Für Richard L. Rubenstein war ein Treffen mit dem evangelischen Probst Heinrich Grüber Ausgangspunkt, eine "Theologie nach Auschwitz" zu schreiben, die viel diskutiert und 1966 erstmals veröffentlicht wurde: "If I [Rubenstein, der Verf.] truly believed in God as the omnipotent author of the historical drama and in Israel as His Chosen People, I had no choice but to accept Dean Grüber's conclusion that Hitler unwittingly acted as God's agent in comitting six million Jews to slaughter." So auf S. 3 von Rubenstein, Richard L.: After Auschwitz. History, Theology, and Contemporary Judaism, 2nd rev. edition, London 1992.

3 Buchtitel des Standardwerkes von Raul Hilberg, bereits 1961 in den USA erschienen, jedoch erst 1982 erstmals mit geringer Auflage ins Deutsche übersetzt.

4 Garber, Zev/Zuckerman, Bruce: a. a. O., S. 1883. Vgl. auch Münz, Christoph: Geschichtstheologie und jüdisches Gedächtnis nach Auschwitz. Über den Versuch, den Schrecken der Geschichte zu bannen (Materialien Nr. 11), S. 4. Dort auch eine Diskussion über die religiösen Konnotationen dieses Begriffs und ähnlicher, Shoa und Churban (bis einschließlich S. 9). Der Begriff "Shoah" ist ebenfalls nicht frei von religiösen Konnotationen, "Churban" ist eindeutig religiös determiniert.

5 Garber, Zev/Zuckerman, Bruce: a. a. O., S. 1883.

6 Elie Wiesel, zitiert nach ebd. Korban olah heißt Ganz- oder Brandopfer und liegt dem lateinischem "holocaustum" zu Grunde. Vgl. auch ders.: Ein Volk auslöschen, in: Die Zeit (Nr. 16) vom 14. April 1995, S. 50. Hier kritisiert er, daß der Begriff durch die Übertragung auf andere Massenmorde verwässert wurde. Gleiches gelte für den Begriff "Genozid".

7 Vgl. ebd. und die Stichworte "Abraham" und "Isaak" in: Schoeps, Julius H. (Hrsg.): Neues Lexikon des Judentums, Gütersloh/München 1992.

8 Simon Wiesenthal, zitiert nach Berenbaum, Michael: After Tragedy and Triumph, Cambridge/New York/Port Chester/Melbourne/Sydney 1990, S. 10. Die partikularistische Position stammte von dem israelischen Historiker Yehuda Bauer. "He [Bauer, der Verf.] argued that the Holocaust was the systematic, state-sponsored extermination of 6 million Jews as an intenional act of state undertaken in pursuit of what the Nazis considered a redemptive goal." (ebd. S. l0f). Elie Wiesel, Vorsitzender des Councils, suchte sprachlich nach einem Mittelweg: "While not all the victims were Jews, all Jews were victims." (zitiert nach ebd. S. 11). Ebenso ders.: Ein Volk auslöschen, in: a. a. O., S. 50.

9 Vgl. ebd., S. 11. Da das Museum auch die Vergangenheit auf die Gegenwart beziehen soll, ist eine universalistische Position notwendig. Außerdem spielt das amerikanische Ideal des Melting Pot eine nicht unwesentliche Rolle.

10 Kren, George M./Rappoport, Leon: The Holocaust and the Crisis of Human Behavior, 2nd rev. edition, New York/London 1994, S. 13.

11 Michael Wolffsohn, zitiert nach Fisher, Marc: Germany's Holocaust Fears, in: Washington Post vom 30. 3. 1993, S. AI und A16, hier S. A16.

12 Zur Abgrenzung Holocaust und anderen Genoziden (z. B: Armenier usw.), aber auch zur Abgrenzung gegenüber anderer NS-Opfergruppen vgl. Berenbaum, Michael: a. a. O., S. 17-60 und den ersten Teil (S. 1-97) aus Roth, John K./Berenbaum, Michael (eds.): Holocaust: Religious and Philosophical Implications, New York 1989, insbesondere die Beiträge von Yehuda Bauer und Lucy S. Dawidowicz. M. E. gibt es tatsächlich nur ein Element, daß den Holocaust einmalig macht: Die Einbindung der Opfer in ihre eigene Verfolgung, z. B. durch die sg. Judenräte in den Ghettos; die 10. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 4. 7. 1939, die die Reichsvereinigung der Juden direkt dem RSHA unterstellte; die unter dem Namen "Stella" bekannt gewordene Jüdin, die selbst Juden im Untergrund aufspürte und sie der Gestapo verriet, um ihre Familie und sich selbst vor der Deportation zu schützen, ist ein weiteres Beispiel hierfür. Die Systematik der Verfolgung und Vernichtung ist "nur" ein Extrem auf einem Kontinuum. Betont man die zentrale Rolle des Antisemitismus im NS (z. B. Dawidowicz, siehe oben), macht man sich die nationalsozialistische Ideologie schließlich zu eigen und gerät in einem Diskurs der Hierarchisierung der Opfer. Dennoch: die politische Kultur in Deutschland erlaubt nur separates Gedenken.

13 Sigmund Freud, zitiert nach Brumlik, Micha: Trauer und Solidarität Zu einer Theorie öffentlichen Gedenkens, in: ders./Kunik, Petra: (Hrsg.): Reichspogromnacht Vergan-genheitsbewältigung aus jüdischer Sicht, Frankfurt a. Main 21988, S. 111-119, hier S. 111.

14 Dies gilt selbst für deutsche Juden im NS, da nach dem "Reichsbürgergesetz" vom 15. 9. 1935 nur den "Ariern" die vollen Rechte zustanden. Sie wurden de facto in einem höheren Rang gehoben. Nichtarier aber waren (siehe §1 (1)) Staatsangehörige. Es wurde also unterschieden zwischen Reichsbürgern und deutschen Staatsangehörigen. Dies war notwendig, um Juden zur Ausreise zu zwingen. Als Staatenlose hätten sie nicht die geringste Chance gehabt, das Deutsche Reich zu verlassen. Frühzeitig (1933) staatenlos wurden nur prominente Juden durch Ausbürgerungsmaßnahmen, z. B. Tucholsky, Einstein u. a. Erst die elfte Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. 11. 1941 machte alle Juden staatenlos, die sich künftig im Ausland aufhielten. Dies betraf dann auch Zwangsdeportierte, sofern die Deportationen in nicht dem Reich angegliederte Gebiete erfolgten.

15 Vgl. Niethammer, Lutz: Juden und Russen im Gedächtnis der Deutschen, in: Pehle, Walter H. (Hrsg.): Der historische Ort des Nationalsozialismus. Annäherungen, Frankfurt a. Main 1990, S. 114-134, hier S. 116f.

16 Auf eine Seitenangabe wird verzichtet, da dem Verfasser nur eine Sonderausgabe des Bertelsmann-Buchclubs in der Reihe "Klassiker des modernen Denkens" ohne Ort- und Jahresangabe vorliegt.

17 Mitscherlich, Margarete: Erinnerungsarbeit. Zur Psychoanalyse der Unfähigkeit zu trauern, Frankfurt a. Main 1987.

18 Mitscherlich-Nielsen, Margarete: Gesamtdeutsche Erinnerungs- und Trauerarbeit, in: Hardtmann, Gertrud: (Hrsg.): Spuren der Verfolgung. Seelische Auswirkungen des Holocaust auf die Opfer und ihre Kinder, Gedingen 1992, S. 235-250, hier S. 243.

19 Vgl. hierzu Burke, Peter: Geschichte als soziales Gedächtnis, in: Assmann, Aleida/Harth, Dietrich (Hrsg.): Mnemosyne. Formen und Funktionen der kulturellen Erinnerung, S. 289-304, hier S. 290.

20 Selbst wenn die Lager zu Kriegsende den Charakter von Vernichtungslagern annahmen, bestehen fundamentale Unterschiede zwischen z. B. Sachsenhausen, Buchenwald u. a. auf der einen und Auschwitz, Treblinka u. a. auf der anderen Seite.

21 Dies stellt exemplarisch am Beispiel einer Einsatzgruppe dar Browning, Christopher J.: Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die "Endlösung" in Polen, Reinbek b. Hamburg 1993. Er macht auch deutlich, daß sich die Beteiligten freiwillig an den Mordaktionen beteiligten. Die häufig herangezogene Befehlsgewalt war m. E. meist nur der Versuch, sich selbst zu entlasten. Dies bedeutet aber nicht, daß die Betreffenden keine Befehlsgewalt empfunden haben müssen. Bereits beim Ausüben der Morde ist es psychologisch u. U. für sich selbst notwendig, "Vorgaben" des Vorgesetzten als Befehl zu interpretieren.

22 Vgl. Bankier, David: Die öffentliche Meinung im Hitler-Staat Die "Endlösung" und die Deutschen - eine Berichtigung, Berlin 1995, S. 119.

23 Die Anführungszeichen des Adjektivs "gut" sind nur in der kritisch-rückblickenden Perspektive möglich. Für den Zeitgenossen waren dies tatsächlich gute Seiten des Regimes. Vgl. auch Reichel, Peter: Der schöne Schein des Dritten Reiches. Faszination und Gewalt des Faschismus, Frankfurt a. Main 1994.

24 Zuletzt in einer Emnid-Umfrage, veröffentlich in: Der Spiegel Nr. 19/1995 vom 8. 5. 1995. Nur bei den über 64jährigen war der Anteil derjenigen, die aussagten, daß das Dritte Reich gute und schlechte Seiten hätte, mit 54% größer als diejenigen derselben Altersgruppe, die nur von schlechten Seiten sprechen (43%). Bei den Jüngeren kehrt sich das Bild um: Je jünger die Befragten, desto mehr geben an, daß das Dritte Reich nur schlechte Seiten gehabt hätte. Vgl. ebd., S. 77.

25 Vgl. Peukert, Detlev: Volksgenossen und Gemeinschaftsfremde. Anpassung, Ausmerze und Aufbegehren unter dem Nationalsozialismus, Köln 1982, S. 280ff.

26 Moser, Tilman: Gibt es die "Unfähigkeit zu trauern" ? Zur psychischen Verarbeitung des Holocaust in der BRD, in: Moltmann, Bernd u. a. (Hrsg.): a. a. O., S. 149-161, hier S. 151.

27 Vgl. Spielmann, Jochen: Gedenken und Denkmal., in: Berlinische Galerie. Museum für moderne Kunst, Photographie und Architektur im Martin-Gropius-Bau/Senator für Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.): Gedenken und Denkmal. Entwürfe zur Erinnerung an die Deportation und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Berlins, Berlin 1988, S. 7-46, hier S. 13f.

28 Halbwachs, Maurice: Das kollektive Gedächtnis, Frankfurt a. Main 1991, S. 12. Er hat dieses Kapitel betitelt mit "Notwendigkeit einer gefühlsmäßigen Übereinstimmung". Halbwachs spricht von einer Rekonstruktion, weil er seine Thesen am Beispiel einer Reisegruppe erläutert: Zwei Teilnehmer treffen sich nach einiger Zeit wieder und stellen fest, daß völlig unterschiedliche Ereignisse der Reise im Gedächtnis enthalten sind, weil die Teilnehmer einen unterschiedlichen Lebenshintergrund mitbrachten, so daß jeweils verschiedene Eindrücke im Gedächtnis verankert blieben. Übertragen auf unsere Thematik bedeutet dies, daß ein Großteil der Mitläufergesellschaft noch nicht einmal in der Lage sein kann, "den" Holocaust zu rekonstruieren, weil noch nicht einmal ein oberflächliches Nebeneinander an den Mordstätten existierte. Diese Rekonstruktion hätte "nur" die - gemessen an der Gesamtbevölkerung - kleine Gruppe der SS-Angehörigen m den Lagern leisten können, die eben kein Interesse an der Aufdeckung ihrer Untaten haben konnte. Gleiches gilt auch für die Wehrmacht Durch den 50. Jahrestag der des 8. Mai 1945 wurde u. a, erneut die Rolle der Wehrmacht im Vernichtungsprozeß thematisiert. Ohne die Wehrmacht entlasten zu wollen, muß man dennoch vorsichtig sein, was vorschnelle Pauschaliserungen betrifft: Richtig ist, daß ein mehr oder weniger großer Teil der Wehrmacht direkt am Morden beteiligt war, dieser Anteil ist aber nur schwer quantifizierbar. Es gibt viele Zeugnisse, die diese Beteiligung belegen. Man darf diese Tatsache aber nicht auf die Fälle übertragen, wo sich eine solche Beteiligung nicht belegen und gleichzeitig eine Nicht-Beteiligung nicht beweisen läßt.

29 Bude, Heinz: Bilanz der Nachfolge. Die Bundesrepublik und der Nationalsozialismus, Frankfurt a. Main 1992, S. 65.

30 Vgl. Haß, Ulrike: Mahnmalstexte 1945 bis 1988, in: Benz, Wolfgang/Distel, Barbara (Hrsg.): Erinnern oder Verweigern (Dachauer Hefte 6), München 1994, S. 135-161, hier S. 136-140.

31 Faulenbach, Bernd: NS-Interpretationen und Zeitklima. Zum Wandel in der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit, in APuZ Nr. B 22/87, S. 19-30, hier S. 22.

32 Ebd. Auch die Mitscherlichs scheinen dem Propagandabild mit ihrer Kernthese erlegen zu sein. Die Auswertung der Lage- und Stimmungsberichte ergibt ein differenzier-teres Bild. Vgl. Bankier, David: a. a. O. Seine Interpretation des Antisemitismus bedarf aber einer Kritik: Der Autor geht korrekt von der Annahme aus, daß nicht alle Deutschen bedingungslos dem Regime zwölf Jahre zu allen Maßnahmen zugestimmt haben, daß man also nicht dem Propagandabild des Nationalsozialismus erliegen darf. Entsprechend differenziert untersucht er auch die Einstellung der Bevölkerung zu den verschiedenen Politikfeldern, z. B. Sozialpolitik, Außenpolitik usw. Er erliegt aber dem Propagandabild, wenn es um das Schwerpunktthema "Antisemitismus" geht Er stellt korrekt fest (dies wird auch in diesen Ausführungen gezeigt werden), daß Terror deutlich stärker abgelehnt wurde als gesetzliche Maßnahmen. Leider konstatiert er aber eine völlige Zustimmung zu diesen Gesetzen (insbesondere zu den Nürnberger Gesetzen) auf Grund des tief verwurzelten Antisemitismus in der Bevölkerung (S. 107). Dort, wo in den Quellen nichts von der Akzeptanz dieser Gesetze erwähnt wird, unterstellt der Autor "eine stillschweigende Zustimmung [...] auf Grund einer tiefgehenden Identifikation mit dem Geist dieses Gesetzes." (ebd.) Er reflektiert dabei nicht die repressiven Aspekte des Herrschaftssystems (z. B. der "Maulkorb-Erlaß" vom 20. 12. 1934, der verbale Unmutsäußerungen unter Strafe stellte). Ebenso kritisiert er, daß die Ablehnung des Terrors (z. B. die der Pogrom am 9. 11. 1938) überwiegend aus rationalen Motiven resultierte (z. B. daß Deutschlands Ansehen geschadet wurde, die Zerstörung der Werte u. ä.). Er vermißt die Ablehnung des Terrors aus ethisch-humanitärer Motivation, die eine Ausnahme blieben. Selbst deutliche Sympathiebekundungen erfolgten nach Bankier aus reinen Nützlichkeitserwägungen. "Einzelne hätten Sympathie bekundet und z. B. einer jüdischen Familie Obst, Backwaren und Schokolade vor ihre Wohnungstür gelegt. In vielen Häusern gebe es noch immer freundliche Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden. Diese Zeugnisse müssen aber mit einiger Vorsicht behandelt werden, auch wenn ihre Angaben richtig sind. Die Juden waren unvergleichliche Vertrauenspersonen. Die Deutschen brauchten keine Angst vor Verleumdungen zu haben" (ebd., S. 163). Sieht man davon ab, daß er nicht berücksichtigt, daß er aus dem Jahr 1942 berichtet (Lebensmittelknappheit) und sogar ein Luxusartikel wie Schokolade verschenkt wird, vergißt er völlig den Charakter des Regimes mit seinem totalitärem Anspruch. Es erfordert bedeutend mehr Zivilcourage, die Maßnahmen aus ethischen Gründen abzulehnen. Eine begründete, rationale Ablehnung, die schließlich in gewissem Grad Zustimmung bedeutet, ist die Regel. "Die Opposition des Ja - aber ist charakteristisch für das Leben unter totalitärer Herrschaft überhaupt. Denn wenn der Opposition grundsätzlich jede Legitimität abgesprochen wird, muß sich das in Form der Zustimmung kleiden. Das Nein, das eigentlich gemeint ist, würde von vornherein verworfen werden, deshalb äußert es sich als Sorge" (Buchheim, Hans: Befehl und Gehorsam, in: ders./Broszat, Mar-tin/Jacobsen, Hans-Adolf/Krausnick, Wilhelm: Anatomie des SS-Staates. Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte, München 61994, S. 295). Sieht man davon ab, daß sich der Autor in Widerspruche verwickelt und Quellen nicht immer ausreichend kritisiert, begeht er einen Kardinalfehler Er stellt zu hohe moralische Ansprüche, die zwar wünschenswert, aber eben nicht die Realität sind. Darüber hinaus wäre der Terrorapparat nicht notwendig gewesen, wenn alle Deutschen dem Regime so bedingungslos zugestimmt hätten ebenso wie die antisemitische Propaganda. Wenn die Mehrheit der Deutschen radikale Antisemiten gewesen wären, brauchten die Nationalsozialisten eine weniger umfangreiche antisemitische Propaganda. Vgl. auch Gordon, Sarah: Hitler, Ger-mans and the "Jewish Question", Princeton (New Jersey) 1984 und Bauman, Zygmunt: Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust, Hamburg 1992. Ein wichtiges Beipiel für die Anwendung der "Ja-aber"-Technik ist die Entstehungsgeschichte der Definition des Juden in der ersten Durchführungsverordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. 11. 1935. Der Rassereferat Lösener hat diese Technik angewandt bei seinen Verhandlungen mit den radikaleren Parteimitgliedern. Vgl. Lösener, Bernhard: Das Reichsministerium des Innern und die Judengesetzgebung, in: VfZ 9 (1961), S. 262-313, hier S. 280. "Die Parteivertreter erhoben gleich in der ersten Sitzung ihre Maximalforderungen. [...] Das einzig maßgebende Argument, das der Humanität oder des 'positiven Christentums', das ich nur einmal Wagner unter die Nase rieb, war unverwendbar und hätte uns bei Hitler ohne weiteres die Qualifikation als nicht mehr ernst zu nehmende Narren eingebracht." (ebd., S. 280) Demzufolge überlegte er sich entsprechende Gegenargumente, z. B. das Ansehen des Reiches im Ausland sei gefährdet, Schwächung der Wirtschaft, Ausfall von zwei Divisionen Soldaten u. a. Als Ergebnis konnte Lösener einen Erfolg verbuchen, was Halbjuden betraf. Sie wurden nicht den Volljuden gleichgestellt.

33 Moser, Tilman: a. a. O., S. 158.

34 Zur Diskussion hierüber vgl. Ellis, Marc H.: Ending Auschwitz. The Future of Jewish and Christian Life, Louisville (Kentucky), 1994, S. 61ff.

35 Vgl. das Foto in Young, James E.: The Texture of Memory. Holocaust Memorials and Meaning, New Haven/London 1993, S. 151.

36 Zu diesem Ergebnis kommt Spielmann, Jochen: in Oswieçim wird um Auschwitz gestritten, in: Young, James E. (Hrsg.): Mahnmale des Holocaust. Motive, Rituale und Stätten des Gedenkens, München 1994, S. 147-152, hier S. 152.

37 Vgl. Kaiser, Katharina: In den Symbolen verschwindet Geschichte. Das Denkmal von Stih/Schnock vor dem Hintergrund der aktuellen Denkmalsdebatte, in: Kunstamt Schöneberg (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Das Denkmal im Bayerischen Viertel, Bd. l (Beiträge zur Debatte um Denkmale und Erinnerung), Berlin 1994, S. 28-43, hier S. 31-34.

38 Vgl. Spielmann, Jochen: a. a. O., S. 148.

39 Die Figurengruppe befindet sich jetzt im Depot.

40 Garbe,Detlev: Gedenkstätten: Orte der Erinnerung und die zunehmende Distanz zum Nationalsozialismus, in: Loewy, Hanno (Hrsg.): Holocaust: Die Grenzen des Verstehens, Reinbek b. Hamburg 1992, S. 260-284, hier S. 271.

41 Vgl. Endlich, Stefanie: Vergangenheit vergegenwärtigt. Einige Anmerkungen zur Denkmalsdiskussion, in: Kunstamt Schöneberg (Hrsg.): a. a. O., S. 14-27, hier S. 27.

42 Vgl. hierzu Borries, Bodo von: "Geschichtsbewußtsein" der Jugend in Deutschland: Ein Ost-West-Vergleich, in: Weidenfeld, Werner (Hrsg.): Deutschland: Eine Nation -doppelte Geschichte (Materialien zum deutschen Selbstverständnis), Köln 1993, S. 191-207, hier S. 195. Die gemachte Umfrage ist allerdings nur eingeschränkt repräsentativ und wurde im Sommer 1990 durchgeführt, somit in einer besonderen politischen Konstellation. Inwieweit inzwischen eine Angleichung eingetreten ist bezüglich des "Geschichtsbewußtseins", kann hier nicht geklärt werden. Es ist allerdings anzunehmen, daß die Auswirkungen der DDR-Geschichtsschreibung noch längere zeit nachwirken. Zu diesem Schluß kommt auch Weidenfeld, Werner/Lutz, Felix Philipp: Die gespaltene Nation. Das Geschichtsbewußtsein der Deutschen nach der Einheit, in: APuZ Nr. B31-31/92, S. 3-22, hier S. 21.

43 Borries, Bodo von: a. a. O., S. 198.

44 Ebd., S. 199.

45 Ebd., S. 197.

46 Lemke, Christiane: Die Ursachen des Umbruchs 1989. Politische Sozialisation in der ehemaligen DDR, Opladen 1991, S. 270.

47 Vgl. für die Ergebnisse Brüsten, Manfred/Winkelmann, Bernd: Wie denken deutsche Studenten in "West" und "Ost" nach der Wiedervereinigung über den Holocaust ? Erste empirische Ergebnisse zu den Auswirkungen unterschiedlicher "politischer Sozialisation" und "parteipolitischer Grundorientierung", in: Diner, Dan (Hrsg.): Nationalsozialismus aus heutiger Perspektive (Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte Band 23), Gerungen 1994, S. 461-486.

48 Vgl. ebd., S. 466. Die fehlenden 100% hielten noch weitere falsche Versionen für richtig.

49 Vgl. Brüsten, M./Beiner, F./Winkelmann, B.: The relevance of the Holocaust for Current Perspectives of German Youth, in: Brendler, Konrad/Rexelius, Günter (Hrsg.): Beiträge zum internationalen Forschungskolloquium Lernen und Pseudo-Lemen in der Aufarbeitung des Holocaust, Wuppertal 1991, S. 164-186, hier S. 168.

50 Vgl. Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.): Künstlerischer Wettbewerb "Denkmal für die Ermordeten Juden Europas". Ausschreibung, Berlin 1994. Im Folgendem zitiert als Ausschreibung.

51 Schriftliches Protokoll des Colloqiums, S. 12.

52 Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.): Künstlerischer Wettbewerb "Denkmal für die Ermordeten Juden Europas". Bericht der Vorprüfung, Berlin 1995.

53 Vgl. ebd., Entwurf 1001.

54 Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.): Künstlerischer Wettbewerb "Denkmal für die Ermordeten Juden Europas". Kurzdokumentation, Berlin 1995. Im Folgendem zitiert als Kurzdokumentation.

55 Vgl. Ausschreibung, S. 67.

56 Zitiert nach Perspektive Berlin e. V. (Hrsg.): Ein Denkmal für die Ermordeten Juden Europas. Dokumentation 1988-1995, Berlin 1995, S. 123f.

57 Vgl. Biegel, Thomas: Das Holocaust-Memorial-Museum in Washington, in: Vorgänge, 33. Jhg., Nr. 127 (Heft 3/1994), S. 19-26.

58 Rosh, Lea: Ein Denkmal im Land der Täter, in: Perspektive Berlin e. V. (Hrsg.): a. a. O., S. 3-7, hier S. 3.

59 Vgl. Jäckel, Eberhard: Hitlers Weltanschauung, Stuttgart 2. Auflage 1981.

60 Die Standortkritik wurde auf den ersten geplanten Standort bezogen. Das Mahnmal sollte zunächst an der "Topographie des Terrors" stehen, also in unmittelbarer Nähe von Gestapo, SS. Standorte und des RSHAs. Kritisiert wurde, daß am Ort der Täter nicht der Opfer gedacht werden könnte. Gerade dies aber ist m. E. notwendig. Die Toten fielen schließlich nicht "vom Himmel", können nicht ohne weiteres von den Tätern getrennt werden.

61 Kurzdokumentation, 1. Preis.

62 "Eine gigantische Last". Interview mit Architekt Simon Ungers über sein Holocaust-Monument für Berlin, in: Der Spiegel Nr. 13/1995, S. 230.

63 Ebd.

64 Siehe Anmerkung 37.

65 Mitteilung auf der Pressekonferenz.

66 Vgl. "Kohl schwerer als 'gigantische Platte'. Bundeskanzler wendet sich gegen den Grabplattenentwurf für das geplante Holocaust-Denkmal", in: Die Tageszeitung vom 1./2. Juli 1995, S. 25.